Reele Dokumentation von Gewalt an Frauen auf der Bühne in Aix

Xl_woman-at-point-zero_2rjeanlouisfernandez_026 © Jean-Louis Fernandez

Bushra el-Türk Woman at Point Zero Festival d‘Aix 11. Juli 2022

Reele Dokumentation von Gewalt an Frauen auf der Bühne in Aix

„Why don‘t you make something beautiful out of my story“ so endet die einstündige Oper der britischen Komponistin Bushra el-Türk mit libanesischen Wurzeln. Ihre Werke sind Symbiosen der orientalischen und abendländischen Kulturen, Sprache und Musik. Inhaltlich fusst ihre zweite Oper auf einem Roman von Stacey Hardy über häusliche Gewalt im Patriarchat, insbondere Afrikas und die Schicksale der wehrhaften Frauen. Eine solche ist Fatma. Ihr Leben ist durchzogen von Misshandlungen und Vergewaltigung. Vor einer arrangierten Eheschließung flieht sie erfolgreich in die Prostitution. Als Feministin agiert sie öffentlich für die Rechte der Frauen. Als ein zudringlicher Verehrer ihr Haus stürmt, erschiesst sie diesen.

Im Gefängnis wird sie von der Filmemacherin Sama interviewt. Es entwickelt sich ein Dialog der Frauen über ihre vergleichbaren Schicksale sowie eine Freundschaft. Die ägyptische Dramaturgin Laila Soliman bringt das Werk eindringlich auf die Kleinkunstbühne des intimen Pavillion Noir. Zwei Stühle stehen hintereinander für die beiden Protagonistinnen. Auf die Hinterwand werden Photos projeziert, die Aufnahmen orientalischer Frauen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Situationen zeigen und die Erzählung Fatmas lebend untermauern. Die Musiker des Ensemble Zar, ein Klangkörper aus exotischen selten Instrumenten sitzen zu beiden Seiten der beiden. Die Musiker vermitteln nicht nur orientalische mitunter exotisch monochrome Klänge sondern auch gesprochene arabische Texte. Kanako Abe tritt als Teil der Inszenierung im Stechschritt wie ein Wachmann des Gefängnisses auf die Bühne. Musikalisch wirkt der Kompositionsstil el-Türks wie eine Aneinanderreihung von Tonfragmenten die keinen Zusammenhang ergeben aber die aussichtslose Karriere Fatmas ausmalen. Zumeist im Sprechgesang ist der ruhige Erzählmodus, doch immer wieder gibt es emotionale Ausbrüche Fatmas.

Dima Orsho und Carla Nahadi Babelegoto treten mit viel Feingefühl und Originalitaett in Ihre Rollen und erreichen das Publikum mit ihrer Authenzität. Viel Beifall für diesen außergewöhnlichen nahezu cineastischen Opernabend.

Dr. Helmut Pitsch

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