Opernfestspiele:Fixstern

Lisette Oropesa begeistert als Violetta bei den Münchner Opernfestspielen in Verdis "La Traviata".

Von Egbert Tholl, München

Lisette Oropesa, geboren 1983 in New Orleans, ist eine ganz und gar wundervolle Sängerin, wovon man sich gerade bei den Münchner Opernfestspielen überzeugen kann. Dort singt sie die Violetta in Verdis "La Traviata" in der nun bald 30 Jahre alten Inszenierung von Günter Krämer, der man diese eben 30 Jahre deutlich ansieht und deren Bühnenbild immer noch entschieden zu viele Türen hat, aber das kümmert sie nicht. Zum Bizarren in der Oper gehört ja, dass das Sterben auf der Bühne oft der hinreißendste Moment ist, und wie Oropesa hier das Sterben der Violetta singt und spielt, das ist schon außergewöhnlich ergreifend. Weil sie außerordentlich genau ist, nie zu viel macht, nie zu wenig, ihrer Stimme die entscheidende Brüchigkeit mitgibt, die wahrhaft authentisch wirkt.

Ah, diese Stimme. Im ersten Akt gleißt und glänzt sie. Sie ist federleicht, aber Oropesa verfügt erstens über eine brillante Technik und zweitens über ein wundervolles, kleines Vibrato, das ihre Stimme über alles hinwegträgt, sie immer herausleuchten lässt, dabei immer einen warmen, ungeheuer sympathischen Grundklang hat. Oropesa ist hier, auf dem Fest im ersten Akt, hochelegant, zierlich, zauberhaft, charmantes Zentrum des über die Jahre der Inszenierung etwas ausgeleierten Treibens. Tatsächlich wackelt der Chor an diesem Abend manchmal ein klein bisschen, vielleicht stecken ihm noch Pendereckis "Teufel von Loudun" vom Vortag im Leib.

Giedrė Šlekytė dirigiert das Staatsorchester präzise, vielleicht ein klein bisschen zu streng, aber sie hat ein feines Gespür fürs Melos. Simon Keenlyside ist ein großartig harter, grüblerischer Papa Germont, Dmytro Popov ein bemerkenswert robuster, auch anrührender Alfredo. Beide werden sie von Oropesa angezogen wie die Motten vom Licht, geht gar nicht anders. Seit zehn Jahren ist sie immer mal wieder zu Gast an der Bayerischen Staatsoper, hoffentlich bald wieder. Und diesen Sommer debütiert sie in Salzburg.

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