Berlin. Gefühlsverwirrungen in einem Hochhaus offenbart die Premiere von Christian Josts Kammeroper „Die arabische Nacht“ an der Staatsoper.

An der Staatsoper Unter den Linden war mit der Premiere von Christian Josts Kammeroper „Die arabische Nacht“ am Donnerstag eine neue, kleine Spielstätte zu entdecken. Das Publikum findet sich auf der Probebühne I in einem frisch sanierten Raum des Intendanzgebäudes wieder. Das Kammerorchester mit Musikern der Staatskapelle und einigen Gästen sitzt auf der einen Seite, das 140-köpfige Publikum auf der anderen – dazwischen hat Bühnenbildnerin Leonie Wolf sieben übergroße, vor- und zurückschiebbare Türöffnungen gestellt. Das Orchester klingt unter Leitung von Philipp Armbruster 80 Minuten lang wunderbar durchsichtig und zugleich opulent aus der Dunkelheit herüber.

Josts urbane Musik zaubert viele Farben in der Raum, mal ist sie mit einer Jazzattitüde versehen, mal mit einem orientalischen Hauch. Um in der kargen Szenerie die einsamen, weitgehend isoliert agierenden Bewohner des Hochhauses zuordnen zu können, braucht es schon einige Mühe. Gerade, wenn irgendwo die Wasserversorgung zusammen bricht und über Stockwerke hinweg Sehn- und Eifersüchte überlaufen. Eine Übertitelung wäre bei der abstrakt-stilisierten Inszenierung von Marcin Lakomicki schon wünschenswert. Für die Kammeroper hatte der Berliner Komponist auf Roland Schimmelpfennigs gleichnamiges Stücks von 2001 zurückgegriffen. Im anonymen Großstadtdschungel flüchten Hausbewohner in ihre Fantasien, die ins Reich von Tausendundeiner Nacht führen. 2008 wurde die Kammeroper in Essen uraufgeführt.

Es ist eine Produktion des Opernstudios der Staatsoper

Die Oper ist ein richtiges Ensemblestück für acht Sänger und Sängerinnen. Es wird jetzt von (überwiegend) Mitgliedern des Internationalen Opernstudios der Staatsoper zum Leben erweckt. Die Produktion lässt sich vorzeigen. Sopranistin Marie Sofie Jacob kann in der jungen Franziska voller Anmut die Träume freilegen. Um die überarbeitete Laborantin Franziska Dehke, die gemeinsam mit Fatima Mansur eine Wohnung im 7. Stock bewohnt, dreht sich die Geschichte. Immer wenn Franziska früh schlafen geht, empfängt Fatima ihren Liebhaber. Aber Kalil (Spencer Britten) bleibt diesmal im Fahrstuhl stecken. Mezzosopranistin Ema Nikolovska gibt der Eifersucht Fatimas stimmlich Format.

Hausmeister Hans Lohmeier ist in der bodenständigen Rollengestaltung von Carles Pachon unüberhörbar. Als Spanner ist Peter Karpati (Magnus Dietrich) leichtfüßig vor den Fenstern unterwegs. In den Nebenrollen sind die liebestollen Nachbarinnen ziemlich bieder inszeniert. Dennoch gelingt Sopranistin Clara Nadeshdin als Katja Hartinger die stimmlich wie erotisch größte Präsenz.