„Giuditta” in München :
Stört Sie die Musik?

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Bloß raus hier: Vida Miknevičiūtė als Giuditta – eine äußerst glückliche  Besetzung
Sehnsucht und Liebe im Schatten Mussolinis: Christoph Marthaler benutzt Franz Lehárs „Giuditta“ an der Staatsoper in München als Steinbruch für eine Collage. Das Ergebnis ist ebenso problematisch wie stimmig.

Der Regisseur Christoph Marthaler und seine Bühnen- wie Kostümbildnerin Anna Viebrock kommen in München umstandslos zur Sache. Kaum ist der Vorhang der Bayerischen Staatsoper offen, sieht man eine schwimmbeckenfarben gestrichene Halle in neusachlicher Kraft-durch-Freude-Architektur, die mit ihrer kleinen Bühne hinten und dem Fabrikfenster links sofort den grausigen Optimismus verbreitet, seelische Volksgesundheit und leibliche Wehrtüchtigkeit ließen sich industriell fertigen wie Igelit-Schuhe oder Margarine. Im Hintergrund zieht eine finstere Gesinnungsgouvernante – Kinder, nehmt bloß keine Bonbons von der! – ihre Bahn mit einer Traube aus schwarzen Luftballons.

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