Oper Bern: „DAS RHEINGOLD“ – Premiere am 12.12.2021

Bühnen Bern/RHEINGOLD / Foto © Rob Lewis

Mit dieser Premiere beginnen die Bühnen Bern das Großprojekt “Der Ring des Nibelungen“. Richard Wagners Bühnenfestspiel stellt für jedes Haus eine Herausforderung dar, gilt es doch, über mehrere Jahre ein Konzept und Ensemble zu erarbeiten, welches den Anforderungen dieses monumentalen Werkes gerecht wird. (Rezension der Premiere v. 12.12.21)

 

Die Geschichte vom Rheingold, welche schon viele Interpretationen auf den Bühnen erlebt hat, verführt zu üppigen Bühnenbildern, welche die Welt unter Wasser und die Götterwelt fantasiereich abbilden.

Die Szenerie dieser Inszenierung von Ewelina Marciniak und dem Bühnenbildner Mirek Kaczmarek beschränkt sich hingegen auf wenige Requisiten und schließt auch Bühnenarbeiter als Statisten ein. Die Illusion der Rheinfluten werden durch eine riesige, im Licht schimmernde Folie erzeugt und ein Tanzensemble bringt Bewegung ins Bild.

Bühnen Bern/RHEINGOLD/ Foto © Rob Lewis

Das Bühnenbild ist minimalistisch gestaltet und wird durch interessante Beleuchtungseffekte (Bernhard Bieri) belebt. Die Kostüme (Julia Kornacka) wirken etwas verwirrend. Einerseits gewöhnliche Straßenbekleidung oder Businessanzüge, aber auch wallende Kleider für die Rheintöchter.

Aber bei dieser Inszenierung sieht man auch durchaus originelle Ideen. So zum Beispiel die Arbeiter in Nibelheim, welche als gestresste Büroarbeiter dargestellt werden, oder das eindrückliche Schlussbild, als die Burg Walhall durch eine sich öffnende glitzernde Wand erscheint. Solche Impulse verleihen der Inszenierung Stärke. Die Tänzerinnen und Tänzer werden ebenfalls stark gefordert und tragen in der Choreographie von Dominika Knapik einen wesentlichen Anteil zur der Regiearbeit bei. Da diese Inszenierung optisch spartanisch ausfällt, konzentriert man sich verstärkt auf die überzeugenden gesanglichen, wie auch schauspielerischen Leistungen der Darsteller.

Sehr positiv aufgefallen ist die Besetzung dieses Abends.

Bühnen Bern/RHEINGOLDE / Foto © Rob Lewis

Das Debut von Robin Adams als Alberich ist in jeder Hinsicht gelungen. Mit starker Stimme und viel körperlichem Einsatz lieferte er ein beeindruckendes Portrait dieses verstoßenen und machthungrigen Nibelungen  Mime, Alberichs Bruder, wurde vom jungen Tenor Michał Prószyński gesungen. Er überzeugte auf der ganzen Linie mit seiner nuancierten Stimme.

Josef Wagner als Wotan gestaltete seine Partie mit wohlklingendem Bassbariton und guter Textverständlichkeit und spielte diesen herrschsüchtigen Gott ebenfalls sehr eindrücklich. Die Mezzosopranistin Christel Loetzsch, kurzfristig für eine erkrankte Kollegin eingesprungen, stellte Fricka, Wotans Gattin, mit großer Präsenz und Strahlkraft dar.

Als Loge debütierte an diesem Abend Marco Jentzsch. Er konnte seinen Tenor aufs beste präsentieren und gestaltete diesen Charakter mit vielen Feinheiten.

Bühnen Bern/RHEINGOLDE / Foto © Rob Lewis

Masabene Cecilia Rangwanasha als Freia fiel mit Ihrem großartigen Sopran auf. Die mahnenden Worte von Erda wurden von Veronika Dünser gesungen. Gerardo Garciacano als Donner und Filipe Manu als Froh ergänzten die Stimmen aus der Götterwelt äusserst beeindruckend. Die beiden Riesen Fasolt, Christian Valle und Fafner, Matheus França konnten, hier als protzende Bosse einer Gang dargestellt, stimmlich wie darstellerisch überzeugen. Giada Borrelli als Woglinde, Evgenia Asanova als Wellgunde und Sarah Mehnert als Flosshilde bildeten das Trio der Rheintöchter und ließen gemeinsam, wie auch einzeln aufhorchen.

Ebenfalls ein Debut hatte der Chefdirigent des Berner Sinfonieorchesters, Nicholas Carter zu feiern. Sein erstes Dirigat dieser Oper. Feinfühlig entlockte er dem Orchester alle Stimmungen dieses Werks .Vom feinsten Harfenklang bis hin zum gewaltigen Sturm gelang eine mitreißende Wiedergabe dieser großartigen Musik.

Nach 2 1/2 Stunden zeigte sich das Publikum mit herzlichem Applaus sehr angetan von diesem Abend und schloss auch das Regieteam mit ein.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Bühnen Bern / Stückeseite
  • Titelfoto: Bühnen Bern/RHEINGOLD / Foto © Rob Lewis 
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