Diana Damrau als „Anna Bolena“ :
Nachtschattenkabinett

Von Werner M. Grimmel
Lesezeit: 3 Min.
Belcantistisch zelebrierte Apokalypse: Diana Damrau als Anna Bolena mit Alexey Neklyudov als Percy
"Hardcore singing" mit stolz erhobenem Haupt: Diana Damrau setzt als "Anna Bolena" von Donizetti glanzvoll die Tudor-Trilogie am Opernhaus Zürich fort.

Töne absoluter Ausweglosigkeit hat Gaetano Donizetti für die grandiose Finalszene seiner Oper „Anna Bolena“ gefunden. Die Titelheldin ging ein riskantes Spiel ein und muss nun bitter erkennen, dass sie vor dem Aus steht. Immer wieder wird ihr rezitativischer Gesang von stockenden oder zerbröselnden Orchesterphrasen alleingelassen, irrlichtert ins Leere, von bösen Erinnerungsfetzen heimgesucht, bricht in Panik aus, lehnt sich auf, flieht in die ariose Beschwörung von Kindheitsglück und wird dann gnadenlos von brutaler Realität eingeholt. Aufgehen kann Donizettis Rechnung freilich nur, wenn eine Sängerin bereitsteht, die den eminenten stimmlichen Anforderungen die­ser Szene gewachsen ist. Am Opernhaus Zürich macht Diana Damrau als unglückliche Anna ihr Publikum zum Ohrenzeugen einer belcantistisch zelebrierten Apokalypse.

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