„Tanze für mich, Salome“ – Premiere im Opernhaus Zürich/SALOME am 12.9.2021

Opernhaus Zürich/SALOME/E. Stikhina, M. Peter, K. Smoriginas/Foto @ Paul Leclaire

Dass es nach so langer Zeit der Ungewissheit möglich war, endlich wieder große Oper mit dem Orchester im Graben zu erleben, ist ein Lichtblick und lässt zuversichtlich nach vorne blicken. Wenn obendrein im Rahmen ”Oper für Alle” noch eine Übertragung der Premiere auf den Platz vor dem Opernhaus stattfinden kann, wo tausende opernbegeisterte Zuschauer bei schönstem Sonnenschein der Aufführung im Hause beiwohnen konnten, dann ist die Hoffnung groß, dass endlich wieder etwas Normalität ins kulturellen Leben Einzug hält. Die neue Spielsaison des Opernhauses Zürich wurde mit der Oper „Salome“ von Richard Strauss eröffnet und war ein packender Abend. (Rezension der Premiere v. 12.9.21)

 

Es handelt sich um die tragische Geschichte der Prinzessin Salome, welche, gefangen im Hause ihrer Familie, dem Anblick und den Reden des Propheten Jochanaan verfällt, von diesem jedoch zurückgewiesen wird. Gleichzeitig ist sie der Lüsternheit ihres Stiefvaters Herodes ausgeliefert und wird zudem auch vom Hauptmann Narraboth begehrt. Ein dramatisches Wechselspiel der Gefühle und Rache nimmt seinen Lauf.

Opernhaus Zürich/SALOME/E. Stikhina, K. Smoriginas/Foto @ Paul Leclaire

In der Zürcher Inszenierung durch den Hausherrn Andreas Homoki mit dem Bühnenbild von Hartmut Meyer und der Lichtgestaltung durch Frank Evin, einem Meister seines Fachs, gelingt es, der Handlung den passenden Hintergrund zu liefern und das Zuschauerpublikum in den Strudel der Gefühle dieser dramatischen Geschichte hineinzuziehen.

Das interessante Bühnenbild besteht aus einer Scheibe am Himmel, welche den Mond darstellt und sich auf dem Boden in gleicher Größe widerspiegelt und als bewegliche Spielfläche dient. Aus dem verborgenen Palast, führt ein Steg hinüber zur sichtbaren Welt. Über sie betreten die Darsteller die Bühne. Dort symbolisiert ein riesiger Mahlstein die zerstörerische Kraft, welche sich langsam und drohend auf das Geschehen zubewegt.

Man mag sich fragen, warum der abweisende Jochanaan sich dann trotzdem seiner Lust hingibt und mit Salome in einen kurzen Rausch der Gefühle verfällt. Ist dies ein Zeichen dafür, dass auch er sich dem Reiz der Prinzessin nicht zu entziehen vermag und ist sein Auftauchen ganz am Schluss der Oper, wo er wie eine Erscheinung über die Bühne schreitet, wo sich Salome mit seinem Kopf in der Silberschale befindet, nicht eine etwas zu weit hergeholte freie Interpretation?

Die teilweise sonderbaren Kostüme von Mechthild Seipel, welche die Palastwachen und den Hauptmann in gelbe Overalls steckte und anstelle der Schleier Salome’s diese durch einen vielschichtigen Rock ersetzte, welcher sich nach und nach im Tanze entblättert, muss man mögen. Durchaus passend ist die rote Robe der Herodias und das an ein Pyjama erinnernde Kostüm des Herodes.

Opernhaus Zürich/SALOME/M. Schuster, E. Stikhina,W. Ablinger-Sperrhacke/Foto @ Paul Leclaire

Die Sänger dieser Aufführung boten einen packenden Abend. Elena Stikhina als Salome überzeugte mit großer Stimme und facettenreicher Darstellung. Sie meisterte diese anspruchsvolle Partie mit Bravour. Kostas Smoriginas verkörperte einen starken Jochanaan und man darf ihm zu seinem Debüt an diesem Hause gratulieren. Wolfgang Ablinger-Sperrhacke ist kein Unbekannter am Opernhaus Zürich. Er ist die Idealbesetzung für die Rolle des lüsternen Herodes. Ein wahrlich großer Sängerdarsteller. Michaela Schuster als Herodias bot ebenfalls eine überzeugende Leistung. Mit Mauro Peter als Narraboth wurde das Ensemble der Hauptpartien abgerundet. Viele weitere Partien trugen zur Ganzheit dieses Werkes bei. Die gesangliche Seite dieser Produktion war beeindruckend.

Simone Young, als große Kennerin der Werke von Richard Strauss, leitete die Philharmonia Zürich mit sicherer Hand. Das Orchester gefiel mit einer mitreißenden  Leistung und ließ die vielfältigen Stimmungen dieser Partitur eindrücklich erklingen.

Opernhaus Zürich/SALOME/E. Stikhina, K. Smoriginas/Foto @ Paul Leclaire

Es muss auch für das Orchester ein ganz spezieller Moment gewesen sein, nach so langer Zeit wieder Live vor Publikum zu spielen.

Immer wieder wird man von den Klängen dieser genialen Komposition in den Bann gezogen. Die Reaktion des Publikums, welches mit vielen Bravos und starkem Applaus für alle Beteiligten nicht geizte und auch der Jubel der auf dem Sechseläutenplatz versammelten Musikfreunde waren ein starkes Statement für die Kultur, welche uns allen so lange Zeit gefehlt hat. Diese Salome sollte man sich nicht entgehen lassen.

 

 

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