Bregenzer Festspiele :
Aus lauter Lust am Bösen

Von Werner Müller Grimmel
Lesezeit: 4 Min.
Zwei Fäustel treffen mehr als ein Fäustel: Nero (Rafael Rojas), dieser Möchtegern-Nietzsche, hat  wieder mit dem Hammer philosophiert.
Arrigo Boitos Oper „Nerone“ ist eine Rarität der Opernliteratur. Die Bregenzer Festspiele eröffnen im Festspielhaus ihre neue Saison mit dem Stück. Der musikalische Eindruck ist stark. Die Inszenierung weckt Zweifel.

Warum wird Arrigo Boitos Oper über den römischen Kaiser Nero bis heute so selten gespielt? Liegt es daran, dass sie unvollendet blieb und erst 1924 – sechs Jahre nach dem Tod des Komponisten – aus der Taufe gehoben wurde? Immerhin war das bereits 1862 begonnene Opus magnum, an dem Boito quasi lebenslang immer wieder gearbeitet hatte, am Ende so weit gediehen, dass sich der Dirigent Arturo Toscanini daranmachen konnte, zusammen mit Antonio Smareglia und Vincenzo Tommasini eine aufführungsfähige Fassung zu erstellen. Toscanini, der das Stück in Mailand ohne den fünften Akt auf die Bühne brachte, hat sich auch später noch dafür eingesetzt. Warum also hat es sich trotz solch prominenter Fürsprache im Repertoire nicht behaupten können? Bei den Bregenzer Festspielen, die jetzt mit Boitos „Nerone“ eröffnet worden sind, konnte man sich knapp drei Stunden lang Gedanken über diese Fragen machen.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.