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Fest der Fantasie: Wagners «Rheingold» in der Deutschen Oper

Berlin (dpa) - Die Deutsche Oper Berlin stolpert sich Stück für Stück ihren neuen «Ring» zurecht. Coronabedingt gab es das «Rheingold» im vergangenen Jahr zunächst in abgespeckter Version auf dem Parkdeck des Hauses. Zwischen zwei Lockdowns schaffte es dann die «Walküre» auf die Bühne. Am Samstag nun feierte «Das Rheingold» als erster Teil des «Ring des Nibelungen» von Richard Wagner (1813-1893) die viel früher geplante Premiere. Der norwegische Opernregisseur Stefan Herheim machte den Vorabend von Wagners insgesamt rund 16-stündigem Werk zu einem Fest der Fantasie.

Ausgangspunkt ist eine Gruppe von Flüchtlingen, die Wotan (Derek Welton) über die noch völlig nackte Bühne führt. Ein einsamer Flügel versperrt ihren Weg, der erste Tastenanschlag wird dem von Sir Donald Runnicles geleiteten Orchester das tiefe Es der Kontrabässe entlocken.

Wie Wagner seiner sich schier endlos entwickelnden Musik wird Herheim dem Spiel auf der Bühne freien Lauf lassen. Der im «Rheingold» eigentlich nur spärlich eingesetzte Chor kommt kaum von der Bühne, sorgt mit Choreographien und Szenenbildern für ständig neue, mitunter atemberaubende Eindrücke. Der männliche Teil der Götterwelt vergnügt sich derweil mit den Rheintöchtern auf dem während der gesamten Inszenierung zentralen Flügel - für Herheim ein «musikalisch-optisches Tor zur Fantasie» - bis die ganze Bühne ein orgastisches Gelage erfasst.

Herheim spielt mit Bildern, Analogien, optischen Zitaten. Alberich (Markus Brück) kommt als Mischung aus klassischem Clown, Joker und Zombie daher. Mime (Ya-Chung Huang) schmiedet nicht nur den Ring, sondern schafft im Richard-Wagner-Look auch die «Rheingold»-Partitur, aus der die Protagonisten im Lauf des Abends immer wieder zitieren - und damit das absehbare Ende schon vor sich haben. Loge (Thomas Blondelle) wechselt dazwischen im Kostüm eines Mephisto von Gustav Gründgens munter die Fronten zwischen Göttern, Riesen und Nibelungen. Die Koffer der Flüchtlinge türmen sich zwischenzeitlich zu Bildern der Judenverfolgung, dazwischen dirigiert Alberich mit gestrecktem rechtem Arm seine Untertanen als Wehrmachtsarmee.

Endlose Stoffmassen und viele Lichteffekte verschaffen Herheim stets neue Bühnenbilder. Fricka (Annika Schlicht) und die anderen Götter lässt er so zum Finale per Regenbogenbrücke ins neue, bereits mit Betrug und Toten bezahlte Walhall-Heim emporsteigen.

Wotan bereitet bei Herheim derweil alles für die «Walküre» vor, den nächsten «Ring»-Teil. Dann geht's schnell hinab zur weisen Erda (Judith Kutasi). Vielleicht verrät sie noch mehr vom unaufhaltsamen Abstieg, der ihm bevorsteht. Außerdem gilt es, außerehelich die Walküre Brünnhilde für den nächsten Wagner-Teil zu zeugen.

Am Ende gab es Ovationen für Solisten und Ensemble, Orchester und Dirigent Runnicles. Dem fantasievollen Team um Regisseur Herheim mischte das oft als wenig innovationsfreudig geltende Wagner-Premieren-Publikum einige Buhs unter den Bravo-Teppich.

© dpa-infocom, dpa:210613-99-971382/3

Infos zur Inszenierung

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dpa-infocom GmbH

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