Oper „La Vestale“ in Wien :
Madonnas glühendes Herz

Von Reinhard Kager, Wien
Lesezeit: 4 Min.
Intendant Roland Geyers setzt immer wieder auf selten gespielte Stücke, nun „La vestale“ im französischen Original.
Gaspare Spontinis „La vestale“ hat erstaunliche Ähnlichkeit mit Bellinis „Norma“. In der Wiener Produktion trifft die sehr genau durchdachte Musik auf eine szenische Überinstrumentierung.

Umreißt man den Inhalt von Gaspare Spontinis 1805 vollendeter Oper „La vestale“ für Opernkenner, so genügt ein kurzer Satz: „Norma“ mit Happyend. In der Tat ähnelt das Libretto von Victor-Joseph Étienne de Jouy frappierend dem von Felice Romani verfassten Handlungsstrang in Vicenzo Bellinis beliebtem Melodrama „Norma“ (1831). „La vestale“ spielt zwar im antiken Rom und nicht im römisch besetzten Gallien wie „Norma“, doch in beiden Opern steht eine Priesterin im Fokus, die Druidin Norma bei Bellini und die Vestalin Julia bei Spontini. Und in beiden Werken wird die Liebe den jungen Frauen zum Verhängnis. Während Norma am Ende auf dem Scheiterhaufen landet, lässt Jouy hingegen Gnade walten und erspart Julia durch ein Gotteszeichen die Qual, lebendig begraben zu werden.

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