Oberons Muppet-Show als Fantasy im Irrenhaus
Im "Theater an der Wien" inszeniert Nikolaus Habjan einen spannenden, perfekt durchgezogenen Theaterabend.
Es ist ungemein erfreulich, dass das Theater an der Wien heuer einen Carl-Maria-von-Weber-Schwerpunkt gesetzt hat und abseits des "Freischütz" "Euryanthe" und gerade aktuell "Oberon" auf die Bühne bringt, andererseits dem Fantasy-Stoff jene Bühnenwirksamkeit zutraut, die dieses Genre im Kino allemal beweist.
So kreiert Regisseur Nikolaus Habjan in der Koproduktion mit der Bayerischen Staatsoper München eine Rahmenhandlung, die die Psychiatrie beschwört und zu einem spannenden Theaterabend führt, der nicht nur fasziniert, sondern mit den dafür kaum verzichtbaren Puppen fantasievolle Poesie, ja die im Stück beschworene Zauber- und Elfenwelt evoziert.
Tieferer Gedanke dahinter ist die Manipulierbarkeit des Menschen, das Ausnutzen dieser zu gefährlichen Experimenten, wie sie hier Oberon und Titania als durchgeknalltes Forscherehepaar zum Beweis für oder gegen die treue Liebe bis in den Tod zum wissenschaftlichen Setting gestalten. Aber nicht nur der Inhalt der kurz vor Webers Tod für London komponierten Oper ist für viele eine Gratwanderung, sondern auch die Form zwischen großem, bereits auf Wagner vorausweisendem Musikdrama, noch tief in der Klassik verwurzelter Ästhetik und den gesprochenen Dialogen, die den Sängern auch gewaltige schauspielerische Leistungen abverlangen, um im zwischen klinischer Realität und rauschmittelgeschwängerter Orientfantasie pendelnden Bühnenbild (Jakob Brossmann) zu reüssieren.
Ein buntes Kaleidoskop mit großem Schuss Muppet-Show, das unterhält und stellenweise das Lachen im Hals ersticken lässt. Musikalisch hat der 25-jährige Dirigent Thomas Guggeis mit dem Wiener Kammerorchester aus der klanglich klassischen Umgebung große Romantik gezaubert, die den Sängern ideale Bedingungen verschafft. Allen voran Annette Dasch, die als Rezia zu großartiger Form aufläuft. Vincent Wolfsteiner beeindruckt, wie er die waghalsigen Passagen meistert. Mauro Peter ist ein stimmgewaltiger Oberon, der sich der hysterischen Fuchtel seiner Titania – herausragend Juliette Mars – nicht entziehen kann. Natalia Kawalek begeistert als Fatime, und Daniel Schmutzhard überzeugt in der Rolle des Scherasmin.
Fazit: Höchst stimmig und keine Sekunde langweilend inszeniert, musikalisch meisterlich aufbereitet
Theater an der Wien: Premiere der Oper "Oberon", 13. Mai