Osterfestspiele in Salzburg : Zwischen Bühne und draußen
Vielleicht hat die Welt wieder genau solche „Meistersinger“ gebraucht nach all denen, die uns ständig ungefragt, aber überdeutlich erklärt haben, was Richard Wagner eigentlich für ein schlimmer antisemitischer und protofaschistischer Finger war. Oft schien da leises Bedauern mitinszeniert, warum just ein solch unangenehmer Typ so großartige Musik geschrieben hat. Hier schafft Jens-Daniel Herzogs Salzburger Osterfestspiel-Inszenierung, die den Stoff quasi in die mittelfränkische Lokalpolitik zurückholt, Entlastung, weil der Blick, gestützt durch Mathis Neidhardts stimmungsvolle Bühnenbilder und Sibylle Gädekes treffsicher differenzierte Kostüme, wieder freier wird: hin zum privaten Elend unerfüllter Anerkennungs- und Liebeshoffnungen, aus dem die Oper ihr Mitgefühl wie ihre Desillusionierung bezieht und dessen Auswirkungen nicht weniger nachhaltig sind als die großer Volksreden.