Premiere der Oper Mignon
Mignon: Leid in grüner Jogginghose

Camilla Lehmeier und Johannes Maria Wimmer | Foto: © Rupert Larl
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  • Camilla Lehmeier und Johannes Maria Wimmer
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Am vergangenen Samstag feierte die Oper "Mignon" nach über 100 Jahren Pause am Tiroler Landestheater Premiere. Das Werk besticht durch herrliche musikalische Romantik und bereits nach den ersten Holzbläser- und Harfentönen lässt das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck – und auch Dirigent Seokwon Hong – keinen Zweifel daran, dass es sich mit dieser eingängigen und einschmeichelnden Musik sehr wohl fühlt. Und das über die gesamten zweieinhalb Stunden. Ja, es kommt schmelzende, leidende, fein herausgearbeitete Romantik aus dem Graben.
Aber auch bereits nach den ersten Holzbläser- und Harfentönen lässt die Regie von Helen Malkowsky keinen Zweifel, dass das Schicksal der Mignon kein einfaches, kein leichtes ist. Es herrscht eine beklemmende Atmosphäre in der Nähe der Pariser Metro, die Inszenierung wird durch die Bühne von Dieter Richter exzellent unterstützt, die Beklemmung bleibt bis zum Finale. Anke Drewes zeigte sich für die Kostüme verantwortlich. Und auch hier ein Bild der Beklemmung.

Sängerische Topleistungen

Publikumsliebling Joachim Seipp als "Jarno" im Rockeroutfit, tätowiert im Gesicht, Ketten, Leder. Es herrscht Gewalt im Bettlermilieu, kraftvoll und präsent wie immer agiert Seipp. Den "Laertes" singt Florian Stern ohne Mühe, Jon Jurgens als "Wilhelm Meister" hat solche nur kurz am Beginn, sein beweglicher, schmelzender Tenor kommt der Rolle überzeugend entgegen.
Ein Star des Abends ist Johannes Maria Wimmer als "Lothario". Seine gefühlvollen Basstöne und sein tolles Schauspiel überzeugten. Sophia Theodorides begeistert als "Philine", in der Titania-Arie mit unglaublichen Spitzentönen.
Nicht zu beneiden ist Camilla Lehmeier als "Mignon". In grüner Jogginghose oder im Unterrock muss sie die leidende Bettlerin mit fast durchgängiger Bühnenpräsenz spielen. Der große Jubel am Ende für diese herausragende Darbietung sowie für ihren warmen, vollen Mezzosopran war mehr als verdient. Fazit: ein feiner Opernabend abseits von bekannten Musikpfaden.

Camilla Lehmeier und Johannes Maria Wimmer | Foto: © Rupert Larl
Jon Jurgens und Sophia Theodorides | Foto: © Rupert Larl
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