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Junge Oper

Die Oper „Iphis“ überzeugt das Publikum im Ballhof

Freie Liebe: Marlene Gaßner und Anna Schaumlöffel in „Iphis“.

Freie Liebe: Marlene Gaßner und Anna Schaumlöffel in „Iphis“.

Hannover. s

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„Sind die am Schluss nun im Himmel gelandet?“ „Nee, die zwei sind Mädchen geblieben, die sich lieben, und zwar hier auf der Erde.“ So ist ein Stehtischgespräch von Jugendlichen im Foyer des Ballhofs verlaufen, das direkt nach der Premiere der Oper „Iphis“ stattgefunden hat.

Das von der Jungen Oper Hannover und begleitet von Mitgliedern des Staatsorchesters unter der Leitung von Siegmund Weinmeister auf die Bühne gebrachte Werk der australischen Komponistin Elena Kats-Chernin greift eine Geschichte aus Ovids Metamorphosen auf. Sie handelt vom Mädchen Iphis, das heimlich als Junge aufwachsen muss, weil der Vater nur Söhne haben will. Als der Vater Jahre später die bezaubernde Ianthe als Braut für den vermeintlichen Sohn präsentiert, geraten alle in eine böse Sackgasse. Dem Rettungsangebot der Götter, eins der Mädchen in einen Jungen zu verwandeln, verweigern sich die beiden Mädchen souverän. Denn sie lieben sich. Ihre Botschaft: egal, ob Mädchen oder Junge, - wir wollen einen eigenen Weg gehen.

Dieses Verwirrspiel der Gefühle hat Regisseurin Claudia Isabel Martin auf berührende und auch amüsante Weise inszeniert. Köstlich die groteske Darstellung der drei Götter (Daniel Preis, Gihoom Kim, Nina Niehaus), die sich auch als Hebammen und Hochzeitsgäste geeignet erweisen. Marlene Gaßner und Uwe Gottswinter steuern treffsicher durch die Höhen und Tiefen ehelicher Wortgefechte. Anna Schaumlöffel füllt die irritierende Ambivalenz der Iphis zwischen Mädchen und Junge mit zuweilen rührendem Schmerz. Und sie findet gemeinsam mit der liebreizend und unschuldig wirkenden Ylva Stenberg als Braut Ianthe zu zartem Ausdruck. Schön der Moment, in dem die beiden eng umarmt mitten im emotionalen Getobe der anderen zu einer innigen Insel der Liebe werden.

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Die Begeisterung am Ende hat auch mit der ausnahmslos hohen sängerischen und musikalischen Qualität aller Akteure zu tun. Einziges Manko: Es fehlte fast durchgängig eine klare Textverständlichkeit. Das sollte sich ändern lassen. Und wie gefiel dem Publikum die Musik der australischen Komponistin? „Ich fand’s cool“, ist am Stehtisch zu hören. „Passte irgendwie toll zum Spiel.“

Wieder am 4. April, 18 Uhr, 5. April, 11 Uhr, 13. Mai, 18 Uhr, 19. Mai, 15 Uhr und 20. Mai, 18 Uhr.

Von Claus-Ulrich Heinke

HAZ

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