Tschaikowski-Oper in Wien :
Mit Madonna in den Krieg

Von Reinhard Kager, Wien
Lesezeit: 4 Min.
Ein Spektakel: Lena Belkina als „Jungfrau von Orléans“
Emanzipiert: Lotte de Beer inszeniert am Theater an der Wien Tschaikowskis selten gespielte Oper „Die Jungfrau von Orléans“.

Berufen bin ich zu ganz anderm Werk,/ die reine Jungfrau nur kann es vollenden./ Ich bin die Kriegerin des höchsten Gottes,/ und keinem Manne kann ich Gattin sein.“ Mit diesen heute befremdlich wirkenden Sätzen entgegnet Johanna Thibaut d’Arc bei Friedrich Schiller den Brautwerbungen zweier Aristokraten am Hof des französischen Königs Karl VII. Ob Schillers Stilisierung der sendungsbewussten Bauerntochter zur edlen, reinen, auf Gott vertrauenden Kriegerin mit der historischen Jeanne d’Arc im Hundertjährigen Krieg des 15. Jahrhunderts in Einklang gebracht werden kann, ist zweifelhaft. Doch das bei Schiller selbstauferlegte Liebesverbot Johannas zur Erfüllung ihrer göttlichen Mission ist auch die treibende Kraft in Peter Tschaikowskis selten gespielter Oper „Die Jungfrau von Orléans“.

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