Mendelssohns Oratorium „Elias“ :
Raben verkünden die Ankunft des Herrn

Von Reinhard Kager, Wien
Lesezeit: 4 Min.
Prophet am Boden, Seraph obenauf: Christian Gerhaher als Elias und Carolina Lippo mit Ensemblemitgliedern und dem Arnold Schoenberg Chor in Wien.
Calixto Bieito setzt in seiner szenischen Version von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ auf starke Symbolik. Dass der Abend lange nachklingen wird, liegt aber an einem glanzvoll zerrissenen Christian Gerhaher.

Meterlange Gitterroste dominieren die Bühne. Erst dienen sie als Gleitschienen für eine Pappkartonkirche, die alsbald von der aufgebrachten Menge zerstört wird, dann werden sie sachte hochgezogen, um die Rück- und Seitenwände der von Rebecca Ringst ansonsten kahl belassenen Bühne abzudecken. Später rücken die Metallroste dem israelitischen Volk bedrohlich nahe: mit wiegenden Bewegungen, als der Messias beschworen wird, erdrückend von der Decke gesenkt, als die dem vielgestaltigen Baal huldigende Menge aufbegehrt gegen den Monotheismus, den Elias predigt. Am Ende ist die durch Regen- und Feuerwunder schließlich von dem einen Gott überzeugte Menge durch die Gitterroste in eine Art Käfig gesperrt. Nur Elias steht einsam davor, bereit, den Flammentod zu sterben.

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