„Hippolyte et Aricie“ :
Es waren zwei Königskinder, ganz vaterseelenallein

Von Werner M. Grimmel
Lesezeit: 4 Min.
Hippolyte et Aricie: Tragédie en musique in fünf Akten von Jean-Philippe Rameau
Nichts mit Flitterwochen: Lange hatte es Jean-Philippe Rameaus französisches Musiktheater auf deutschsprachigen Bühnen schwer. Jetzt begeistert „Hippolyte et Aricie“ am Opernhaus Zürich.

Etikettenstreng tafeln drei Generationen einer Königsfamilie gemeinsam. In prächtiger Rokokokleidung sitzt man sich gegenüber. Auf dem Tisch stehen hohe Kerzenleuchter und Champagnergläser. Bärtige Aufpasser in schwarzen Soutanen stehen dabei, falten betend die Hände und wachen über die Sitten am Hof. Als ein Jüngling zärtlich auf den Schoß des Regenten schlüpft, ringen ihn die Dunkelmänner sofort zu Boden und schneiden ihm in aller Ruhe den Hals durch. Mit dieser Eröffnungsszene deutet Jetske Mijnssen in ihrer Inszenierung von Jean-Philippe Rameaus erster Oper „Hippolyte et Aricie“ am Opernhaus Zürich ganz beiläufig die unterschwellige Brutalität und Grausamkeit eines Ancien Régime an, das sich nach außen mit schönem Schein, Reichtum und höfischer Kultur schmückt.

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