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Oper Im Oldenburger Staatstheater Carmen allein unter Männern

Horst Hollmann

Oldenburg - Es gibt einige unumstößliche Gewissheiten. Etwa: Ein bestimmter Hamburger Sportverein steigt nie aus der Bundesliga ab. Da mag er es noch so intensiv darauf anlegen. Oder: Mit einer „Carmen“-Inszenierung setzt jedes Theater einen kernigen Schlusspunkt unter eine Opern-Spielzeit. Andernfalls müsste die Regie sich schon recht dumm anstellen.

Robert Lehmeier hat George Bizets Opéra comique im Großen Haus in Oldenburg inszeniert. Er wählt die Fassung mit den nachkomponierten Rezitativen. Die setzt er anregend und intelligent um – leider aber nicht durchgängig klug. Für die drei Akte und nicht ganz drei Stunden lässt er die Bühne unverändert: Eine runde Arena für Varieté, Zirkus oder Kämpfe aller Art, in der das Programm „L’Amour“ gegeben wird, dazu Tribünen. Eine verlängert den ersten Rang aus dem Zuschauerraum auf die Bühne.

Mit Abstrichen

Dieser Rahmen (Bühne Stefan Rieckhoff) fasst das Geschehen eng ein. Höhepunkt ist die finale Handlungs-Kulmination mit einer ungemein suggestiv wirkenden Zuschauer-Kulisse und dem musikalischen Stierkampf zwischen Carmen und Don José.

Dreikommafünf von fünf Sternen verdient die neue Oldenburger „Carmen“ für die Bühnendarstellung, vierkommafünf für die musikalische Umsetzung. Weiterempfehlung also, auch in die neue Spielzeit hinein.

Die Begrenztheit des Rahmens provoziert Abstriche. Folgerichtig fällt die Schmuggler-Romantik in den Bergen weg. Aber vor allem der Persönlichkeit der Titelfigur geht es an die Substanz.

Melanie Lang schwebt aus dem Bühnenhimmel herein. Habanera und Seguidilla sind für ihren facettenreichen Mezzo herrliche, weit ausgesponnene Pianissimo-Nummern mit großen Steigerungen. Aber geerdet wird sie nie richtig. Sie ist unter die Männer gefallen und weiß nicht recht, was sie da soll. Als Kunstgeschöpf des Varietés braucht sie die Bewunderung der Claqueure in der Nähe mehr als ihre besungene „Liberté“ in der Ferne. Ihr Tod lässt sich hier kaum als Opfer für eine höhere Idee empfinden.

Die Bühne neben den wuselig agierenden und fein abgestuft singenden Chören (Einstudierung Thomas Bönisch und Thomas Honickel) beherrscht Evan LeRoy Johnson. Sein Don José entfacht Begeisterung in seiner Wandlung vom Muttersöhnchen zum gedemütigten Rächer. Zwischen französischem Brio und italienischem Verismo lässt sein Tenor in Zurücknahme und Ausbruch gefährliche Töne über Abgründen kreisen. Das korrespondiert trefflich mit Anna Avakians natürlicher, frischer, fordernder und dramatischer Micaëla.

Stimmige Balance

Escamillo (Tomasz Wija) steht stimmlich und persönlich im Schatten dieses innerlich zerfressenen Felsens von Kerl. Warum Carmen sich diesem protzfreien Weichei zuwendet, mag daran liegen, dass nicht sie mit der Liebe, sondern die Liebe mit ihr spielt. Sehr variantenreich und mit eigenem Charakter fügen Martyna Cymerman, Hagar Sharvit, Timo Schabel, Paul Brady, Ill-Hoon Choung und Aarne Pelkonen ihre Rollen ein.

Hendrik Vestmann und das Staatsorchester haben hörbar Freude an ihrer oft bezaubernden Nähe zu den Figuren auf der Bühne. Der Generalmusikdirektor hält die Musik in stimmiger Balance von Leichtigkeit und Tragödie. Das Orchester bezirzt mit lyrischem Schmelz, hält robustes Krachen angenehm zurück. Es mundet wie ein anregender Vin sec. Schade, dass auf der Bühne auch Wasser gereicht wird.

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