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Erfolgreiche Premiere von Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ im Staatstheater In Oldenburg wird champagnisiert

Oldenburg. „Dös is kaa Musik“, soll Wilhelm Karczag, damaliger Direktor des Theaters an der Wien, geäußert haben, als Franz Lehár ihm zum ersten Mal Melodien aus der „Lustigen Witwe, seiner neuen Operette, vorspielte. Später ging das 1905 mit zunächst nur mäßigem Erfolg uraufgeführte Werk um die Welt und wurde zu einer der meist gespielten Operetten überhaupt.
09.11.2015, 00:00 Uhr
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Von Gerhart Asche

„Dös is kaa Musik“, soll Wilhelm Karczag, damaliger Direktor des Theaters an der Wien, geäußert haben, als Franz Lehár ihm zum ersten Mal Melodien aus der „Lustigen Witwe, seiner neuen Operette, vorspielte. Später ging das 1905 mit zunächst nur mäßigem Erfolg uraufgeführte Werk um die Welt und wurde zu einer der meist gespielten Operetten überhaupt. Bis heute ist es ein Kassenfüller geblieben, und als ein solcher dürfte es sich auch jetzt in Oldenburg erweisen, wo es am Staatstheater eine höchst erfolgreiche Premiere gefeiert hat.

Pariser Frivolität und schwermütige Balkanfolklore, verpackt in betörendem musikalischem Raffinenement – das sind die Zutaten zu einem Werk, das auch von seiner Handlung her dem Publikum sofort zu Herzen geht: Da ist der bankrotte Kleinstaat Pontevedro, der nur durch die Millionen der reichen Witwe Hanna Glawari zu retten ist. Aber Danilo Danilowitsch, der auf sie angesetzte künftige Ehemann, spielt nicht mit, und es bedarf einer ganzen Reihe von Intrigen, bis die geplante Verbindung schließlich doch unter Dach und Fach ist, die Beiden sich ihre Liebe gestehen und zu der Melodie des Valse lente „Lippen schweigen, ’s flüstern Geigen: Hab mich lieb!“ zueinanderfinden.

Ansgar Weigner inszeniert das Werk ohne Wenn und Aber als das, was es ist: Als eine große Tanz- und Gesangsoperette. Das klare, farbsatte Bühnenbild (Christof Cremer) lebt von den Klimt-Ornamenten auf Vorhang und Rundhorizont. Dazu, ebenfalls von Cremer entworfen, fantasievolle und kleidsame Kostüme in historischem Stil. Zusammen mit der Choreografie (Luches Huddleston jr.) findet die Regie immer wieder zu lebendigen, abwechslungsreichen Gruppierungen, unterbrochen von ruhigen Passagen für die gefühlvollen Szenen, an denen es in dieser Operette ja nicht mangelt. Oft werden auch kleine inszenatorische Glanzlichter gesetzt wie etwa beim Weibermarsch, wo die psychologisch betreute Männergruppe auf den Arm genommen wird, oder mit der aufgewerteten Gestalt des Faktotums Njegus, der zu einer Art Drahtzieher und Schlüsselfigur des ganzen Geschehens wird und in Stefan Vitu eine Verkörperung in bester Volkstheater-Tradition findet. Es ist ein berührender Moment, wenn er vor dem Vorhang das eingeschobene Liszt-Lied „Es muss ein Wunderbares sein“ vorträgt. Gesanglich dominiert Valda Wilson als Hanna Glawari. Sie beherrscht den Chansonton ihres Auftrittsliedes „Hab’ in Paris mich noch nicht ganz so akklimatisiert“ ebenso perfekt wie den Schmelz des Vilja-Liedes, und wie sie die Extremhöhen positioniert, das hat Format. Paul Brady kann da als Danilo stimmlich nicht mithalten, punktet aber in der Darstellung des Lebemannes, dessen letzte Schlussfolgerung in dem weltberühmt gewordenen Refrain besteht: „Da geh’ ich zu Maxim“, wo nach Herzenslust „champagnisiert“ und „cancaniert“ wird.

Alexandra Scherrmann (früher in Bremen) versichert als Valencienne mit hübscher Soubrettenstimme nachdrücklich „Ich bin eine anständ’ge Frau“, während Philipp Kapeller als Camille de Rosillon mit kraftvollem lyrischem Tenor ihr zu widersprechen sucht. Henry Kiichli, gesanglich pensionsreif, spielt als Baron Zeta überzeugend den trotteligen Ehemann, der nichts mitkriegt. Der Chor, einstudiert von Thomas Bönisch, meistert ansprechend auch die zahlreichen Tanzszenen, wobei der parodistische Auftritt der Grisetten im dritten Akt besonders gelungen ist. Und Kapellmeister Vito Cristófero bringt das Orchester ordentlich in Schwung. Fazit: Auf nach Oldenburg. Dort wird champagnisiert.

Die nächsten Termine: 13.11., 20.11., 5.12., 9.12., 11.12., 26.12., 31.12., verschiedene Anfangszeiten.

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