Wenn eine Frau einen Mann spielen muss, um als Frau auf der Bühne Karriere zu machen, ein echter Geschäftsmann aus Chicago auf offener Straße einen falschen polnischen Grafen küsst und ein  ehemaliger Mittelfeldspieler auf einen stadtbekannten Schwulen abfährt, dann hat es "Victor/Victoria" geschlagen. Munter, lebensfroh und kurzweilig kommt das Musical von Henry Mancini in der Inszenierung von Vicki Schubert am Stadttheater Klagenfurt daher.

Wie in jeder guten Verwechslungskomödie gibt es eine exakt komponierte Tür auf-Tür zu und unters Bett-Session. Geschlechterrollen, Vorurteile und Benachteiligungen werden mit leichter Hand verteilt, witzig  und charmant auf ihren Kern hin abgeklopft. Was ist jetzt ein echter Kerl, was eine Dragqueen, warum glauben die einen, was sie sehen und die anderen das, was nicht so offensichtlich ist? Und wie war das noch einmal mit dem anderen Ufer?

In der Rolle der Victoria Grant, die als Travestiekünstler mit dem Namen Graf Victor Grazinski Karriere macht, glänzt Ann Mandrella auch stimmlich. Als ihr Berater und Freund Carol Todd spielt Erich Schleyer alle Qualitäten eines erfahrenen Theaterrosses aus. Ein Schlager ist die quietschvergnügt-schmollende Norma von Ines Hengl-Pirker.

Nach einer längeren Aufwärmphase kam auch das Kärntner Sinfonieorchester  unter Günter Wallner  in Schwung.  Anne Marie Legenstein (Kostüme) hat  das Ensemble richtig in Schale geworfen und auch für die Tänzer gute Lösungen mit viel Bewegungsfreiheit gefunden.

USCHI LOIGGE