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Also diese Vase, herrlich. Natalia Kawalek-Plewniak als Olga und Viktorija Bakan als Tatjana in Tschaikowskys "Eugen Onegin" an der Kammeroper.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Eugen Onegin light an der Wiener Kammeroper. In der gekürzten, reduzierten Fassung von Jonathan Lyness wärmt das Wiener Kammer-Orchester unter der Leitung von Peter Valentovic im mitunter amateurhaft-wackeligen Streichquartettsound mit Kaminfeuerglut statt mit lodernden Flammen.

Das ist charmant und passt zur schlicht-schönen Inszenierung von Ted Huffman, die, von einer Multifunktionswand im Hintergrund abgesehen, in die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts zurückblicken lässt. Superschön die Vase mit Blumen auf dem Esstisch ...

Tschaikowskys brieflicher Forderung "die Kostüme müssen unbedingt aus der Zeit sein, in der die Handlung spielt", wurde entsprochen. Manche Ensembleszenen gelingen Huffman und den fünf neuen Mitgliedern des Jungen Ensembles so glaubhaft, dass man sich in eine andere Zeit versetzt fühlt.

Nur die zusätzliche, als Bühnenarbeiter, Garderobier und emotionales Echo fungierende stumme Rolle (Thomas Engel) hätte man sich sparen können.

Stimmig ist die Besetzung, wenn man weiß, dass die Oper seinerzeit (1879) von Studenten des Moskauer Konservatoriums uraufgeführt wurde. An der Kammeroper ist allen voran Victorija Bakan eine berührend schüchterne Tatjana; Natalia Kawalek-Plewniak gibt ihre draufgängerische Schwester Olga.

Christoph Seidl ist ein überzeugend vom Alter gebeugter Fürst Gremin, Vladimir Dmitruk ein vitaler Poet Lenski, Tobias Greenhalgh ein steif-grimmiger Onegin. Gesungen wird solide, von den Frauen nuancierter als von den Männern.

Mit Händels Rinaldo, Lera Auerbachs A-cappella-Oper The Blind, der Gassmann-Goldoni-BuffooperGli uccellatori und zwei Lustspielereien von Ravel und Poulenc hat Sebastian F. Schwarz die Kammeroper, nun schon im dritten Jahr quasi der Kindergarten des Theaters an der Wien, auch in dieser Saison wieder vielfältig und spannend programmiert. (Stefan Ender, DER STANDARD, 8.10.2014)