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Brittens „Albert Herring“ am Staatstheater Oldenburg Loblied auf die Tugend

Oldenburg. Die Story bietet reichlich Gelegenheit für Benjamin Britten, seinem humoristischen Talent, das er sonst nur sparsam einsetzt, freien Lauf zu lassen: Albert Herring, Titelheld der gleichnamigen Oper, wird in dem fiktiven Kleinstädtchen Loxford zum Maienkönig gewählt, weil unter den infrage kommenden weiblichen Wesen des Ortes sich keine als genügend tugendhaft erwiesen hat. In Oldenburg erlebte das 1947 uraufgeführte Werk jetzt eine quirlige Neuinszenierung von Lydia Steier im kleinen Haus des Staatstheaters.
08.06.2014, 00:00 Uhr
Lesedauer: 1 Min
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Von Gerhart Asche

Die Story bietet reichlich Gelegenheit für Benjamin Britten, seinem humoristischen Talent, das er sonst nur sparsam einsetzt, freien Lauf zu lassen: Albert Herring, Titelheld der gleichnamigen Oper, wird in dem fiktiven Kleinstädtchen Loxford zum Maienkönig gewählt, weil unter den infrage kommenden weiblichen Wesen des Ortes sich keine als genügend tugendhaft erwiesen hat. In Oldenburg erlebte das 1947 uraufgeführte Werk jetzt eine quirlige Neuinszenierung von Lydia Steier im kleinen Haus des Staatstheaters. Ein streng geordnetes schwarz-weißes Bühnenbild (Katharina Schlipf) und ebensolche Kostüme (Ursula Kudrna) kennzeichnen eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft, deren Typen in köstlichen Charakterzeichnungen individuelles Leben gewinnen.

An der Spitze der Honoratioren Lady Billows, ein Schlachtschiff der Moral (mit hochdramatisch eingesetztem Sopran: Kerrie Sheppard). Ihr zur Seite die in Sachen Tugendausforschung umtriebige Haushälterin Florence Pike (mit ergiebigem Alt: Jasmin Etezadzadeh). Dann die verschrobene Musiklehrerin Mrs. Wordsworth (koloraturbeflissen: Monika Reinhard), der salbadernde Pfarrer Mr. Gedge (um puccineske Kantilene bemüht: Paul Brady), der geltungsbedürftige Bürgermeister Mr. Upfold (Daniel Ohlmann mit durchsetzungskräftigem Tenor), der etwas beschränkte Polizeipräsident Mr. Budd (Benjamin LeClair mit resonantem Bass) und Alberts Mutter Mrs. Herring (Annekatrin Kupke mit wohlklingendem Mezzo).

Kontrastierend dazu zeichnete die Regisseurin die noch unverdorbenen Jugendlichen des Städtchens: Das Liebespaar Nancy und Sid (mit frischen Stimmen: Mareke Freudenberg und Johannes Held) und den zunächst unter der Knute seiner Mutter stehenden, dann mit einem Rundumschlag sich aus falsch verstandenen moralischen Fesseln befreienden Albert Herring (Michael Pegher mit beweglichem, mehr in Richtung Charakterfach als zum Lyrischen hin tendierenden Tenor).

Sie alle zeigten sich als exzellente Schauspieler, gaben sängerisch allerdings, wie auch das hinter dem Rücken der Zuschauer platzierte kleine Orchester unter der temperamentvollen Leitung von Robin Davis, leicht eine Spur zu viel, so dass der kammermusikalisch intime Charakter des Stückes darüber in Gefahr geriet.

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