Wer den Bericht eines Wochenmagazins über die Finanzsituation der Wiener Philharmoniker gelesen hatte, bei dem keimten vor Beginn der Rheingold-Aufführung Mitleidsgefühle auf: Etwa 8000 Euro netto verdient der Philharmoniker (inklusive seiner Staatsoperntätigkeit) nach Schätzungen von News im Monat. Dies mag manchem als ausreichend erscheinen, mancher Wiener Philharmoniker blicke aber, so las man, mit Neid zu den Berliner Kollegen, die weniger Dienste spielen, dank Nebengeräuschen wie Kammermusikkonzerten und Meisterkursen aber "einen Mercedes" mehr verdienen als die Wiener. Diese müssen mit klammen Fingern in eigenhändig veranstalteten Freiluftevents musizieren.

Nach dem Sommernachtskonzert waren die Finger schon wieder warm. Beim Staatsopernorchester begeisterte vor allem das saftige Agieren des Blechs, die Streicher wirkten fallweise verstimmt. Dirigent Jeffrey Tate begann gegenständlich, was zu dem beängstigend atmosphärefreien und hell ausgeleuchteten Bühnenbild von Rolf Glittenberg passte. In diesem agierten die Sänger jedoch mit einer vokalen und teils auch darstellerischen Qualität, die bewundernswert war, allen voran Norbert Ernst als Loge und Jochen Schmeckenbecher als Alberich: Differenzierter geht's nicht. Elisabeth Kulman gab eine noble Fricka, Caroline Wenborne eine erfrischend kraftvolle Freia, Sorin Coliban und Ain Anger waren als Fasolt und Fafner nicht nur zu Kraftprotzerei, sondern auch zu Innigkeit fähig.

Toll Schärfe und Kraft vom Herwig Pecoraros Mime, strahlkräftig Sebastian Kohlhepp (Froh), kraftvoll Boaz Daniel (Donner). Tomas Konieczny (Wotan) spielte seine Kraft erst gegen Ende aus. Üppig die Rheintöchter (Simina Ivan, Ulrike Hetzel, Alisa Kolosova), mütterlich Janina Baechle (Erda). Viel Applaus für Wagners Werk, das lehrt, dass übermäßiges Streben nach Gold und Geld ins Unglück führt. (end, DER STANDARD, 3.6.2014)