Klangvolles Flehen - Mattias Goerne als Amfortas.

Foto: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wien - Schon manch edle Besetzung erlebte diese Version von Richard Wagners Parsifal. Doch noch immer, also auch bei ihrer 40. Aufführung, fällt die Gewöhnung an jenes biedere Tapetenambiente schwer, durch welches die traurige Ritterschaft in dieser Inszenierung der präzisen Handwerkerin Christine Mielitz schwankt. Und scheint wirkliche szenische Intensität auch noch rar, wirkt das Ganze zunächst eher bleiern und ein bisschen komisch - von der kollektiven Gestik her.

Allerdings bietet Parsifal dann doch immer ausreichend musikalische Rettungs- und Rauschräume, um szenische Nöte wegzuinterpretieren. Und der Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper, Franz Welser-Möst, der sich demnächst auch den Rosenkavalier von Richard Strauss vornehmen wird (ab 27. 4.), entfesselt die bisweilen sehr modernen Klangmassen so energisch, dass sich Opernglück auch bei geschlossenen Augen einstellen kann. Dabei ist das zumeist gut disponierte Staatsopernorchester hilfreich, die Musikfluten auch in kultivierter Form mit Unmittelbarkeit aufzuladen. Manch Streicherlinie klang da wie in Eis gehülltes Feuer. Zudem schafft es Welser-Möst, Klangschichten subtil zu mischen, während auf der Bühne gesanglich durchaus auch Exquisites zu vernehmen war.

Matthias Goerne (als Amfortas) schafft einen dynamischen Mix aus aggressiver Verzweiflung und filigranem Flehen; Peter Rose (als Gurnemanz) ist schließlich im dritten Akt zumindest vokal präsent. Und Johan Botha (als Parsifal) ist der verlässliche Advokat eindringlich-klarer Töne, während Waltraud Meier (als Kundry) nach wie vor eine differenzierte, intensive Rollengestalterin ist. Andreas Hörl (als Titurel) hingegen bleibt blass, Boaz Daniel (als Klingsor) modelliert die Figur eines Diktators hingegen präzis.

Die kollektive Chorumrahmung des Ganzen wirkte intensiv - bei den Blumenmädchentänzen hingegen war Solides bis intonatorisch Schwankendes zu hören. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 19.4.2014)