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Mari Eriksmoen (als Fiordiligi, li.) und Katija Dragojevic (als Dorabella) geraten in amouröse Verwicklungen.

Foto: APA/Prammer

Wien - Draußen, danach: Ein Auto fährt die Linke Wienzeile entlang, und aus ihm und mit ihm hört man den nicht zu überhörenden Welthit der letzten Monate, Happy. Frage: Ist Pharrell Williams eine Art Mozart unserer Tage? Alles sehr simpel, sehr super und sehr sonnig in seinem OEuvre, und praktisch alle mögen seine Musik? Sagen wir doch einfach mal: Ja.

Drinnen, davor: Mozarts Così fan tutte, mit Nikolaus Harnoncourt und dem lieben, liebenswerten, wundervollen Concentus Musicus. Umgibt die Mitglieder der Wiener Philharmoniker eine etwas uniforme, grau-professorale Aura, so sind die Mitglieder des Concentus richtige normale Menschen: Frauen und Männer, die einfach inniglichst und redlichst musizieren.

Und auch in diesem letzten, dritten Teil des konzertanten Mozart-Da-Ponte-Zyklus im Theater an der Wien ist dieser Klangkörper das pulsierende, hochempfindsame Herz der Produktion. So luftig und licht ist das Spiel des Concentus, dass er zum Hortus musicus wird, zum klingenden Garten, in dem die zartesten, feinsten Empfindungen blühen. Ist Harnoncourt, das revolutionäre Raubein, in seiner Spätzeit noch mehr vom Sanften eingenommen als früher?

Wie ein silberner Schatten folgt der Concentus den Sängerinnen und Sängern, und für diese muss es ein einzigartiges Hochgefühl sein, so auf Händen getragen zu werden. Mari Eriksmoen (Fiordiligi), Katija Dragojevic (Dorabella), Mauro Peter (Ferrando) und André Schuen (Guglielmo) heißen die vier, die in amouröse Verwicklungen geraten. Gesanglich tun sie es auf eine äußerst homogene Art und Weise; Eriksmoen begeistert mit ihrem blauen Kleid und ihrer kämpferischen Arie im ersten Akt auf herausragende Art und Weise.

Elisabeth Kulman ist als Despina natürlich wundervoll - frech und sexy, das hat sie definitiv drauf. Wie auch als Arzt und Notar eine Oktave tiefer zu singen. Markus Werba legt den Don Alfonso als sympathischen, schön singenden Oberkellner an - nun ja. Die ganzen musikalischen Tollheiten und Feinheiten bringen es mit sich, dass man nicht, wie sonst mitunter, ins Così-Koma fällt; erst im letzten Drittel lassen die Kräfte etwas nach. Da wird man aber vom finalen Beifall und der Begeisterung des Publikums erfrischt und ist komplett happy. (Stefan Ender, DER STANDARD, 29.3.2014)