Truffaldino (li.) mit leidendem Prinzen. 

Foto: Karlheinz Fessl

Klagenfurt - Sergej Prokofjews Oper Die Liebe zu den drei Orangen zählt nicht unbedingt zu den Dauerbrennern im internationalen Repertoire. Allerdings weiß das mit mannigfaltigen Stilmitteln durchsetzte, skurrile Märchen auch fast 100 Jahre nach der Uraufführung mit seiner subtilen Partitur und dem fantastischen Libretto zu begeistern, zumal Persiflage und Ironie gekonnt im Stile der Commedia dell'arte in Szene gesetzt werden.

Genialer Wahnsinn

Einem Bild von Otto Dix nachempfunden, platziert Regisseur Immo Karaman die Protagonisten in einem Schaukasten, lässt Vision und Realität ineinander übergleiten. Rasende Szenen mit Tanz und Klamauk wechseln mit nahezu statischer, scheinbarer Ruhe. Kostüme und Bühnenbild von Okarina Peter und Timo Dentler verweben sich meisterhaft mit den szenischen Abläufen, jede einzelne Figur des Gemäldes erhält eine individuelle Zuteilung.

Und das alles umgarnt ein groteskes Märchen rund um einen hypochondrischen Prinzen, der von einer Zauberin zur Liebe zu den drei Orangen verdammt wird. Zu allem Überdruss muss der Arme noch den lebensbedrohenden Gefahren eines Kochlöffels (!) mitsamt der nicht minder furchterregenden Köchin widerstehen. Dass den Südfrüchten schließlich Prinzessinnen entsteigen, setzt dem genialen Wahnsinn noch die Krone auf.

In diesem Furioso drohen die Sänger beinahe unterzugehen, obwohl durchwegs hochwertige Leistungen geboten werden: herausragend Ilker Arcayürek als leidender Prinz, der sich zum heldenhaften Tenor wandelt. Patrick Vogel als Truffaldino mimt einen herrlich desorientierten Spaßmacher mit ausdrucksstarker, sicherer Stimme.

Stephan Klemm (König), Bea Robein (Clarisse) sowie Golda Schultz (Ninetta) setzen starke Akzente, und Günter Wallners Chor wird seiner tragenden Rolle gerecht. Einmal mehr entpuppt sich das Kärntner Sinfonieorchester unter Alexander Soddy als äußerst homogener und dynamischer Klangkörper. Das nächste musikalische Highlight am Stadttheater, die Opernfestspiele gehen weiter! (Bernhard Bayer, DER STANDARD, 22./23.3.2014)