Wien - Am Japan-Gastspiel der Staatsoper konnte er ob einer Handverletzung nicht teilnehmen - nun ist Dirigent Franz Welser-Möst hierzulande wieder aktiv: Es naht die Eröffnung des Sängerknaben-Konzertsaals; und bald gilt es, Strauss' Ariadne zu betreuen wie auch das Neujahrskonzert der Philharmoniker. Und auch die Così-Premiere bei den Salzburger Festspielen wirft ihre Konfliktschatten voraus: Wie News meldet, will Welser-Möst eine für Vormittag angesetzte Folgeaufführung nicht dirigieren.

Energie aller Art ist also reichlich vonnöten und auch vorhanden, wie man bei der Bohème hören konnte. Vielleicht sogar ein zu viel Energie: Zwar beeindruckte die klangliche Auffächerung der Strukturen. Zwar war es erhellend, Puccinis Orchestergedanken als Beispiele kitschfreien dramatischen Gestaltens zu erleben. Es kam mitunter jedoch zu viel Power auf die Sänger zu, es gab Orchesterakzente mit drei Rufzeichen, und es schien das Orchester bisweilen mit den Sängern um die Wette singen zu wollen.

Dennoch war zu erkennen und zu hören: Tenor Piotr Beczala (als Rodolfo) verfügt über Bühnenwendigkeit und magische Höhen, Anita Hartig wirkte als Mimì glaubwürdig zart und vokal solide. Tadellos kam Adrian als Marcello rüber, Valentina Nafornita (als Musetta) vor allem passabel. Und Alessio Arduini (als Schaunard), Dan Paul Dumitrescu (als Colline) wie Alfred Sramek (als Benoit und Alcindoro) vervollständigten die respektable Vokalperformance. Allseitiger Applaus, aber nicht unbedingt opulent.  (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 6.12.2012)