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Hamburg

"Elektra" zum Ende einer Ära

Roman Brogli-Sacher verlässt Oper Lübeck

Man muss sonst weit fahren, um das Fiebrige, Flackernde und Freudianische dieser nervösen Musik mit solcher expressionistischen Energie, solcher blühenden und glühenden Emphase zu erleben. Am Theater Lübeck entfacht der scheidende GMD Roman Brogli-Sacher jetzt mit Philharmonikern ein Richard-Strauss-Feuer, wie es eigentlich nur an den ersten Opernhäusern der Republik brennt. Diese "Elektra" ist ein Ereignis, durch das sich Brogli-Sachers zwölfjährige Amtszeit zur Ära rundet. In der von Hofmannsthal und Strauss im Lichte der Pyschoanalyse neu gelesenen Atridentragödie übernimmt das Orchester gleichsam die Rolle des allwissenden griechischen Chores.

Die Lübecker leuchten alle Schichten des Unterbewussten mit unerhörter Tiefenschärfe aus: Schizophren gackern die Holzbläser, alptraumtrunken gebärdet sich das Blech, melancholisch singen die Streicher. Dabei gefährdet die grandiose Orchesterleistung nie die Sänger mit Weltklasse. Catherine Foster, Bayreuths neue Brünnhilde, ist ein cool strategisches Elektra-Vollweib, Manuela Uhl ihre punkige kleine Schwester. Veronika Waldner gibt die mordende Klytämnestra als neurotische Society-Lady. Ein furioses Trio, das packende Dramatik und stimmliche Schönheit ideal verbindet. Reto Nickler inszeniert mit feiner psychologischer Dichte. Intellektuell überambitioniert erlaubt er sich aber auch Regiesünden in Form störender Parallelhandlungen: Elektras Auftrittsmonolog aktionistisch zu zerstören zeugt von Immunität gegenüber der Musik.

kra

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