Musealer Kostümschinken von Regisseur Jean-Louis Martinoty mit respektablen stimmlichen Leistungen an der Wiener Staatsoper bei Mozarts "Figaro".

Foto: Michael Pöhn

Wien - Jean-Louis Martinoty war bekanntlich an der Wiener Staatsoper wenig Glück beschieden: Seine Inszenierung des Don Giovanni erntete so wenig Zustimmung, dass die geplante Cosí gestrichen wurde; seine Altherrenregie von Le Nozze di Figaro steht allerdings aktuell neben seiner Interpretation des Weiberhelden von Sevilla (Don Giovanni: 14., 17. und 20. 10., 19.00) wieder auf dem Spielplan.

Das Haus hat dafür eine Reihe neuer Stimmen aufgeboten, die zwar kein neues Traum-Mozartensemble bilden, sich aber allesamt hören lassen können. Vor allem aber werden sie von einem Dirigenten bei der Hand genommen, der nicht nur sein Handwerk versteht, sondern auch noch unter den spontansten Bedingungen mit Esprit die Zügel in der Hand behält.

Jérémie Rhorer lässt das Orchester elastisch und beredt artikulieren, akkurate und passende Lautstärken wählen. Er hat dabei ein unfehlbares Gefühl für Tempo und Timing, das auch noch die trägsten szenischen Vorgänge fließend bis stürmisch kontrapunktiert.

Aus den Rollendebüts ragte am Mittwoch der Titelheld Markus Werba vor allem als komödiantischer Wirbelwind hervor; seiner Susanna (Miah Persson) hätten ihre wohlgeformten Lyrismen und Keckheiten mit etwas mehr Leichtigkeit gelingen dürfen.

Und auch Olga Bezsmertna musste sich erst in die Haut der Gräfin finden, um ihrem polternden Gemahl (Pietro Spagnoli) Paroli zu bieten. Adäquat komisch war Monika Bohinec (Marcellina), wenig burschikos, aber kultiviert und zuverlässig Lena Belkina (Cherubino). Viktória Varga (Barbarina) punktete mit einem charmanten Hausdebüt. Willkommen im Museum!   (Daniel Ender, DER STANDARD, 13./14.10.2012)