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"Don Carlo": Sängerfest an der Wiener Staatsoper

Daniele Abbado inszenierte und Franz Welser-Möst dirigierte am Samstagabend die glanzvolle Premiere von Verdis "Don Carlo" in der Wiener Staatsoper.

"Don Carlo": Sängerfest an der Wiener Staatsoper
"Don Carlo": Sängerfest an der Wiener Staatsoper


Giuseppe Verdi hatte viele Jahre lang um eine endgültige Fassung seines Schiller-Dramas gerungen, herausgekommen sind zwei Opern. Nachdem kürzlich die Wiener Staatsoper die französische "Langfassung" in der ans Spektakel grenzenden Regie von Peter Konwitschny gezeigt hatte, war nun - schöner Luxus - eine Neuproduktion der italienischen Fassung, also "Don Carlo", der Schlussstein der zweiten Spielzeit von Dominique Meyer. Eine durchwachsene Bilanz, nebenbei erwähnt, aber diese Verdi-Produktion am Samstag glich einem Galaabend.

Das lag vor allem an der außerordentlichen Premierenbesetzung, aber auch die Bühne bot den richtigen Rahmen für die düstere, atmosphärisch suggestive Oper, die Verdi mit ein paar seiner schönsten Melodien versehen hatte. Angelo Linzata hatte eine raffiniert reduzierte, dunkle Bühne entworfen, klaustrophobisch und lebensfeindlich. Regisseur Daniele Abbado zeigte die politischen, kirchlichen und privaten Machtspiele am spanischen Hof distanziert analytisch, ließ kaum Wärme aufkommen und arrangierte schöne, farblich fahle Bilder (Kostüme Carla Teti). Hier schickt der gespenstische Großinquisitor (Eric Halfvarson, bösartig) Ketzer auf den Scheiterhaufen und herrscht sogar über den zerrissenen, despotischen König Philipp II. (René Pape, Weltformat, nicht nur in seiner großen Zweifelsarie), der sich nicht scheut, den eigenen Sohn Don Carlo zu opfern (Ramón Vargas hatte vielleicht nicht seinen besten Tag als Strahletenor).

Die große Liebe dieses widerspenstigen Sohnes ist Elisabeth (berührend Krassimira Stoyanova in ihren Nöten), denunziert von der Intrigantin Eboli (Luciana D’Intino mit ein paar unsanften Registerwechseln, aber beeindruckend in der Reuearie). Und mittendrin ist da noch ein Idealist Rodrigo, der um Flanderns Freiheit kämpft und sich für seinen Freund opfert (Simon Keenlyside voll Noblesse, Weltklasse). Auch kleinere Rollen wie der Mönch/Karl V. (Dan Paul Dumitrescu), der als Deus ex machina am Ende eingreift, oder die Stimme aus dem Himmel (Valentina Nafornita) beim Autodafé waren tadellos.

Im Orchestergraben ereignete sich geradezu eine philharmonische Sternstunde. Franz Welser-Möst dirigierte wie beflügelt, schlug Funken aus der Partitur, trug die Sänger mit Delikatesse über jede Klippe und scheute auch nicht vor geradezu majestätischen Klangmassen zurück. Keines der unendlichen Farbdetails aus der dunklen Palette, mit denen Verdi in scheinbarer Einfachheit ans Herz greift - allein das Solocello von Tamás Varga zu René Papes Arie! - kam zu kurz, traumhaft. Es gab zahlreiche, magische Momente mit hohem Gänsehautfaktor. Und nicht vergessen soll der Chor sein (Einstudierung Thomas Lang), der auch in der Größe kompakt blieb. Der Jubel verteilte sich gerecht über alle, brauste aber bei Keenlyside, Pape und Welser-Möst besonders stark auf.

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