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Musiktheater
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Tristan und Isolde

Musikdrama in drei Aufzügen
Musik und Text von Richard Wagner

In deutscher Sprache mit französischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 5h  (zwei Pausen)

Premiere  in der Opéra de Nice am 3. April 2012

 

 



Opéra de Nice
(Homepage)

L'amour absolu von Tristan und Isolde

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von D. Jaussein


Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten in Nizza gehört ein Besuch des ehrwürdigen, eklektischen Belle-Epoque-Opernhauses, das nach italienischem Vorbild mit rot-samtigen Logen, einem kristallenen, 1 Tonne schweren Kronleuchter und mythologisch ausgemaltem Freskenhimmel im Februar 1885 wiedereröffnet wurde. Ca. 28 Jahre zuvor, im Juni 1857, erwähnt Wagner erstmals in einem Brief an Franz Liszt, er habe vor, Tristan und Isolde in „geringen, die Aufführung erleichternden Dimensionen“ zu komponieren. Er wolle der Liebe, „diesem schönsten aller Träume noch ein Denkmal setzen“, heißt es in einem anderen Brief. Dafür unterbricht Wagner die Arbeit am Nibelungenring, nutzt den Aufenthalt in dem von Otto Wesendonck zur Verfügung gestellten Gartenhaus am Zürichsee, um die Nähe zu Mathilde zu genießen, sich wie im Rausch der Arbeit zu widmen und ihr im September 1857 die vollendete Urschrift der Tristan-Dichtung zu überreichen. Es ist die Zeit der Auseinandersetzungen und endgültigen Trennung des Ehepaars Minna und Richard Wagner und als er im August 1859 die Komposition abschließt, ist auch „Mathildes Aufgabe“ in seinem Leben erfüllt. Bevor das Werk schließlich im Juni 1865 nach Wagners Berufung durch Ludwig II. in München erstmalig zur Aufführung gelangt, ziehen mehrere Häuser ihr ursprüngliches Ansinnen zurück, u. a. das Wiener Opernhaus, das die Partitur nach 77 Proben als „unaufführbar“ zurückgibt. Die szenische Erstaufführung in Frankreich folgt im September 1897 in Aix-les-Bains. Die zwei Jahre später, am 28. Oktober 1899 stattfindende Aufführung in Paris begründet ähnlich wie in anderen Ländern eine Kultstatus annehmende Wagner-Verehrung.

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Nach dem Liebestrank im 1. Aufzug

Hans-Peter Lehmann und Olaf Zombeck greifen in ihrer Neuinszenierung an der Opéra de Nice die Eros-Thanatos-Thematik des Wagnerschen Musikdramas mythisch-symbolisch, in ästhetisch ausgefeilten Bildern und zeitloser Kostümierung auf. Es sind Bilder, die auf symmetrische Raumanordnung und –unterteilung bedacht sind und verschiedene Spielebenen berücksichtigen. Licht, Natur und Form gehen immer neue, von Akt zu Akt abstraktere, häufig kontrastiv eingesetzte, symbollastige Verbindungen ein. Nach einem langsamen, das entrückende Sehnen und seelische Erschüttern darstellenden Vorspiel führt uns das Bild des 1. Aktes Isoldes Überfahrt mit gespannten, die Raumvertikale teilenden Seilsträngen, weißem Vorhang, Schiffsbug, roter Chaiselongue und einer die Weite und zeitlose Bewegtheit des Meeres einfangenden Projektion vor Augen. Verschiedenste romantisch schillernde Tagesrandzeitlichtverhältnisse öffnen den Blick, entwickeln sich zu immer abstrakteren, rot- bzw. blau-schwarzen Farb- und Stimmungskompositionen. Im zweiten Akt wechselt das Bühnenbild zu einer innerlich leuchtenden, nach oben verjüngten schwarzen Säule als Symbol der Nacht. Im 3. Akt spielt eine aufgeschichtete, zerbrochene Form auf felsige Höhen an, während - kontrastierend zur Einsamkeit und Trauer darstellenden Weise des Hirten - die Farben im Verlauf von Tristans Erinnerungen und Wahnsinnsausbrüchen zu warmen Gelbtönen wechseln.

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Liebesverschmelzung im 2. Aufzug

Kontrastierende Entwicklungen finden sich auch in der Personenregie wieder. Während Isolde – im ersten Akt von Zorn und ironischem Aufbegehren bewegt - im Liebestod des 3. Aktes zu einer mythisch erhöhten, leuchtenden Lichtgestalt erstarrt, charakterisiert Lehmann den sterbenden Tristan mit ausdrucksvollen Gesten. War das Wiedererkennen ihrer Liebe zunächst noch von erschauerndem Erschrecken und Sich Abwenden begleitet, findet Tristan schließlich unter Isoldes raumgreifendem Zaubermantel sterbende Erlösung und Vereinigung. Lehmann hält sich an die Vorgaben des Librettos. Marke erscheint betrübt, ärgerlich aufgebracht über Tristans Verrat. Brangäne und Kurwenal zeichnen sich durch mitfühlende Anteilnahme und innere Verbundenheit aus.

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Trauer um den toten Tristan

Und doch bleiben Text und Musik in ihrer Suggestionskraft ungebrochen. Und es ist ein Genuss, der farbenreichen „unendlichen Melodie“, dem dramatischen, emotionalen Spannungsbogen der grandios besetzten Solisten und Orchestre Philharmonique de Nice unter der Leitung Sir Richard Armstrongs zu lauschen. Mal kammermusikalisch intim und poetisch, mal zu glühender Leidenschaft anwachsend setzen sie Tristan und Isolde spannungsreich und kontrastscharf,  Dynamik und Tempo variierend transparent in Szene. Allen voran Catherine Foster, die vollmundig und klangvoll mit klaren, anrührenden  Spitzentönen Isoldes ironisch schillerndes Aufbegehren dramatisch zu gestalten weiß, um sie  im zweiten Akt zugleich mit wunderbar lyrisch weichen Farben zu charakterisieren. Jon Frederic West ist ganz der mit viel Strahlkraft und Glanz ausgestattete Heldentenor, der kraftvoll, differenziert und anrührend die dramatische Partie des 3. Aktes gestaltet. Demgegenüber wäre allerdings im Liebesduett des zweiten Aktes mehr lyrische Färbung wünschenswert gewesen wäre. Matti Salminen gibt einen wunderbar klangtiefen, in der Premiere mit besonders viel Applaus bedachten musikalisch differenziert und einfühlsam gestalteten König Marke. Auch Michelle de Young interpretiert Brangäne dynamisch und farblich differenziert. Jukka Rasilainens klarer, helltimbrierter Bariton weiß dramatische Akzente zu setzen.

FAZIT

Ein endlos strömendes, sehr lebendig und anrührend gesungen und orchestral gestaltetes Musikdrama zu symbolträchtigen Regiebildern.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Sir Richard Armstrong

Regie und Lichtgestaltung
Hans-Peter Lehmann

Bühne und Kostüme
Olaf Zombeck


Chor der
Opéra de Nice

Orchestre Philharmonique
de Nice

 


Solisten

Tristan
Jon Frederic West

Isolde
Catherine Foster

Brangäne
Michelle de Young

Kurwenal
Jukka Rasilainen

König Marke
Matti Salminen

Melot
Clemens Unterreiner

Ein junger Seemann / Ein Hirt
Stanislas de Barbeyrac

Ein Steuermann
Richard Rittelmann


Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Opéra de Nice
(Homepage)



Da capo al Fine

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