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Kinderoper „Kannst du pfeifen, Johanna?“ von Gordon Kampe an der Staatsoper Hamburg. Foto: Niklas-Marc Heinecke.

Kinderoper „Kannst du pfeifen, Johanna?“ von Gordon Kampe an der Staatsoper Hamburg. Foto: Niklas-Marc Heinecke.

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Voller Zauber und Geheimnis – Die Kinderoper „Kannst du pfeifen, Johanna?“ von Gordon Kampe an der Staatsoper Hamburg

Vorspann / Teaser

Was zu einer Kinderoper gehört, ob und wie sie am besten ankommt, beurteilen am besten die Kinder selbst. Laut Aussagen meines Enkels Simon (8), aber auch am Beifall der Kinder war jetzt an der Staatsoper Hamburg abzulesen, dass mit der 2013 an der Deutschen Oper Berlin uraufgeführten Kinderoper „Kannst du pfeifen, Johanna?“ ein richtiger Wurf gelungen ist. Das Stück von Gordon Kampe verarbeitet den gleichnamigen berühmten Schlager der „Comedian Harmonists“. Wer allerdings glaubte, „Kannst du pfeifen, Johanna?“ hat vielleicht etwas zu tun mit Frauen- oder Mädchen-Emanzipation, sah sich getäuscht, es ging um was ganz anderes.

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Was also ist wichtig für den Erfolg einer Oper für Kinder? Drei Kriterien sind unverzichtbar: einmal die geistige Tiefe der Geschichte, dann ist es eine perspektivisch reiche Kommunikation mit dem Publikum und nicht zuletzt der Humor, es muss unbedingt viel zu lachen geben. Nur einer dieser Aspekte funktioniert nicht, einer im Übergewicht auch nicht. Die junge Regisseurin Maike Schuster hatte da das richtige Händchen, voller Zauber und Geheimnis kam die Geschichte rüber: von den zwei Freunden Ulf und Berra hat Berra keinen Opa und den hätte er gerne auch. Die beiden finden den alten Nils im Altersheim, die Beziehung funktioniert: die drei machen allerlei zusammen, Kaffetrinken, Karten spielen, Pfeifen, einen Drachen bauen, auf einen Berg wandern … vieles mehr. Stets ist auch Johanna anwesend, Nils verstorbene Frau, die als Kind aus dem Himmel herunterkrabbelt. Sie konnte pfeifen, und das will Berra auch lernen. Es ist sehr schwer. Nils verliert immer mehr Kraft, stirbt, mit der Erfahrung seines Enkels stirbt er glücklich. Und er überlebt als Kind mit den Qualitäten des neugierigen humorvollen Lernens genau wie Johanna mit ihrer Pfeifkunst und vielen anderen Ideen wie dem Kirschenspucken. 

Das spielt sich ab in einfallsreicher Kommunikation mit dem Publikum: die Kinder schmücken den Geburtstag von Nils, alle singen sein Geburtstagslied, schon vor der Vorstellung wurde Kontakt mit den Kindern aufgenommen, als Ulf und Berra „Arien“ auf die Namen der Kinder sangen. Und eben viel Witz: als zum Beispiel Nils, Ulf und Berra mit Johannas Tuch vergeblich versuchen, daraus einen Drachen fliegen zu lassen.

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Kinderoper „Kannst du pfeifen, Johanna?“ von Gordon Kampe an der Staatsoper Hamburg. Foto: Niklas-Marc Heinecke.

Kinderoper „Kannst du pfeifen, Johanna?“ von Gordon Kampe an der Staatsoper Hamburg. Foto: Niklas-Marc Heinecke.

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Simon hat mitgemacht, laut gelacht und mich beauftragt, folgendes aus seinem begeisterten Urteil, das er noch am selben Abend sogar niederschrieb, zu zitieren: „Ich fand den Opa cool, weil ich fand, er war voll sympathisch. Den Enkel fand ich auch gut, weil er so nett zu dem Opa war“. Das ist zu ergänzen mit der großen, aber stummen Rolle der kleinen Johanna (Anastasia Monastyrski) und mit dem temperamentvollen Ulf.

Es war Ehrgeiz Kampes, dass „Opernsänger“ auch ihre Kunst anbringen dürfen: der Bass Karl Huml (Nils), Bass-Bariton Grzegorz Pelutis (Ulf) und der Tenor Ziad Nehme (Berra) machten das ungemein kraftvoll und expressiv. Und die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters – Kai Fischer, Klarinette, Pedro Marquez, Posaune, Friedrich Peschken, Kontabass. Fabian Otten, Schlagzeug, Ana Kravtsova, Klavier – spielten unter der Leitung von Luiz de Godoy die kleinen und großen, auch schrägen Gesten, die nicht nur von traditioneller Instrumentalmusik und immer als „Schattenmusik“ der Johanna-Schlager inspiriert waren. Viele witzige und wunderschöne Inspirationen aus dem Kosmos der Geräuschmusik waren zu hören: ein Eierschneider, ein Kaktus …: Gordons einstige Kompositionslehrer Hans Joachim Hespos und Adriana Hölszky scheinen da nicht weit. Auch das Bühnenbild und die Kostüme von Lea Burkhalter und Anton von Bredow aus übergroßen Baisers, einem orientalischen Vorhang, einem düsteren Himmel aus Schneebergen trugen zum melancholischen Zauber dieser Geschichte nach dem Kinderbuch von Ulf Stark bei.

  • Weitere Aufführungen: 27. und 28. 2., 1., 2., 3., 5., 6., 8., 9. und 10.3., 29.4., und 6. und 7.5.2024
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