La fanciulla del West
Helden: Malin Byström (Minnie) und Claudio Sgura (Jack Rance).
Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wien – Oper ist, wenn Tausende jubeln, nachdem einander liebende Menschen gerade qualvoll eines unnatürlichen Todes gestorben sind (siehe u. a.: Tosca). Bei Puccinis La fanciulla del West zielt der Handlungsgang ebenfalls direttissima in Richtung Doppeltragödie: Zehn Minuten vor Ende der Oper stehen die Wirtin und Falschspielerin Minnie und ihr Herzbube, der Gauner Dick Johnson, vor dem gewaltsamen Exitus.

Doch weil wir hier in den Vereinigten Staaten von Amerika sind (laut Libretto in einem kalifornischen Goldgräberdorf um 1850) und dort das Streben nach Glück verfassungsmäßig verbrieft ist, hellt sich die Stimmung final auf. Für Johnson geht es in der Inszenierung von Marco Arturo Marelli vom Galgen direkt zur Freifahrt im regenbogenfarbenen Ballon; und seine Lebensretterin Minnie schwebt natürlich mit davon aus dem stacheldrahtbewehrten Containercamp ins Happy End.

Ja: Als erste von drei Wiederaufnahmen im Jänner – es folgen noch Verdis I Vespri siciliani (ab 13. 1.) und Reimanns Medea (ab 21. 1.) – zeigt man an der Staatsoper Puccinis eher selten gespielte "amerikanische" Oper wieder. Die Musik der 1910 an der Metropolitan Opera uraufgeführten La fanciulla del West ist oft großes Kino – und wies diesbezüglichen Fachschaffenden wie Max Steiner oder Erich Wolfgang Korngold einen Weg.

Star und Retter

Das Staatsopernorchester bewältigte die Anforderungen der Partitur unter der Leitung von Carlo Rizzi meist klangschön. Mit ihrem samtweichen wie dringlichen Sopran war Malin Byström als Minnie Star des Sonntagabends. Als deren Retter wurde Claudio Sgura gefeiert, der als Einspringer mit dem Auto von Ferrara nach Wien gebrettert war, um dort einen eindrucksvoll mächtigen Sheriff Jack Rance zu geben.

Erfolgreich um wichtige tenorale Positiva wie Durchschlagskraft und Schmelz bemüht, zeigte sich Yonghoon Lee als Dick Johnson, wenn auch die Geschmeidigkeit im Verbinden dieser vokalen Aggregatszustände noch optimierbar wäre. (Stefan Ender, 8.1.2024)