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Musiktheater
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Ascanio in Alba

Festa teatrale in zwei Akten
Text von Giuseppe Parini
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 25' (eine Pause)

Premiere im Bockenheimer Depot in Frankfurt am 17. Dezember 2023



Oper Frankfurt
(Homepage)
Arrangierte Hochzeit im kugelförmigen Raum

Von Thomas Molke / Fotos: © Monika Rittershaus

Neben Mozarts Zauberflöte und den drei großen sogenannten Da-Ponte-Opern gibt es im Œuvre des Salzburger Genies auch zahlreiche Musiktheaterwerke, die auf den Opernbühnen ein absolutes Schattendasein führen. Dazu zählt unter anderem auch die Festa teatrale Ascanio in Alba. Das Stück entstand als Auftragswerk der Kaiserin Maria Theresia. Anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten ihres Sohnes Ferdinand Karl mit Maria Beatrice d'Este, einer Tochter des Fürsten von Modena, sollte der gerade mal 15-jährige Mozart nach seinem fulminanten Erfolg mit der Oper Mitridate, Re di Ponto, ein Werk komponieren, das zum einen einen musikalischen Höhepunkt der Festivitäten in Mailand markierte und zum anderen thematisch als Herrscherlob fungierte. Mozarts Librettist Giuseppe Parini bürstete dazu die antike Mythologie ein wenig gegen den Strich und schuf einen allegorischen Text, in dem sich sowohl die Kaiserin Maria Theresia in Gestalt der Göttin Venus, als auch ihr Sohn Ferdinand Karl und seine Braut Maria Beatrice als das jugendliche Liebespaar Ascanio und Silvia wiedererkennen konnten. Die Uraufführung 1771 im Teatro Regio Ducale in Mailand wurde ein großer Erfolg, übertraf die tags zuvor uraufgeführte Opera seria Il Ruggiero von Johann Adolph Hasse und festigte Mozarts Ruf als europäische Sensation. Die erhoffte Festanstellung am Hof des Erzherzogs Ferdinand blieb jedoch aus. Im Bockenheimer Depot ist dieses selten gespielte Werk nun als Frankfurter Erstaufführung zu erleben.

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Venus (Kateryna Kasper) will, dass ihr Sohn Ascanio (Cecelia Hall, rechts) eine neue Stadt baut.

Erzählt wird die Geschichte des Ascanio (Ascanius), der gemäß der römischen Mythologie mit seinem Vater Aeneas aus dem zerstörten Troja kam, um in Italien eine neue Heimat zu finden und eine neue Stadt zu gründen. Dies war zunächst Alba Longa, bevor von seinen Nachfahren Romulus und Remus der Grundstein für die Stadt Rom gelegt wurde. In der Oper ist die Göttin Venus nicht Aeneas' sondern Ascanios Mutter und erteilt ihm den Auftrag, in der Region Alba eine neue Stadt zu bauen. Dazu soll er sich mit Silvia vermählen, die er noch nicht kennt und deren Tugend zunächst noch geprüft werden muss. Venus hat dafür gesorgt, dass Amor ihr in Gestalt Ascanios in den letzten vier Jahren im Traum erschienen ist und sie sich in dieses Traumbild verliebt hat. Ascanio soll ihr nun begegnen, sich jedoch nicht als ihr zukünftiger Bräutigam zu erkennen geben. Silvia erkennt in dem jungen Mann sofort ihr Traumbild und ist voller Zuversicht, dass es sich bei dem jungen Mann um Ascanio handelt. Als allerdings Zweifel daran aufkommen, sieht Silvia ihr Liebesglück schwinden. Schweren Herzens weist sie den jungen Mann von sich, um sich dem Unbekannten zu vermählen, den ihr die Göttin Venus zugedacht hat. Umso größer ist am Ende ihre Freude, als sie erkennt, dass der Fremde tatsächlich Ascanio ist und einer glücklichen Verbindung nichts mehr im Wege steht.

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Silvia (Karolina Bengtsson, Mitte vorne) träumt mit ihren Freundinnen (Statisterie) von dem geheimnisvollen Fremden (Cecelia Hall, im Hintergrund rechts) (im blauen Anzug: Andrew Kim als Aceste).

Auch wenn arrangierte Ehen in adeligen Kreisen heute nicht mehr die Regel sind, sieht das Regie-Team um Nina Brazier in Mozarts Huldigungs-Oper großes Potenzial, das Stück in die Gegenwart zu übertragen. Christoph Fischer hat dafür einen kugelförmigen gelben Raum geschaffen, aus dem es kein Entkommen gibt. Im oberen Bereich der Kugel befindet sich ein Gang mit einem Geländer, von dem aus Venus das Geschehen auf der Bühne beobachten bzw. überwachen kann. Die Göttin ist hier eine eine einflussreiche Politikerin in blauem Kostüm, die die Fäden in der Hand hat und genau weiß, wie sie ihre Macht erhalten kann. Das Modell der Stadt, das auf die Bühne gefahren wird und wohl für die zu errichtende Stadt Alba steht, erinnert in der Struktur an die Bankentürme in Frankfurt, was ebenfalls den Machtgedanken unterstreicht. Auf einem beweglichen Bühnensteg werden einzelne Requisiten auf die Bühne gefahren, die mal an einen Konferenzsaal erinnern, dann ein Büro darstellen oder einen Rückzugsort für Silvia und ihre beiden Freundinnen bieten, die wie drei modische It-Girls über die Bühne stolzieren. Einer solchen Figur nimmt man die Standhaftigkeit und Tugend, die Silvia in der Oper beweist, eigentlich nicht ab.

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Venus (Kateryna Kasper, Mitte) hat das Liebespaar Silvia (Karolina Bengtsson, links) und Ascanio (Cecelia Hall, 2. von rechts) vereint (ganz rechts: Anna Nekhames als Fauno, ganz links: Andrew Kim als Aceste).

Musikalisch klingt hier sehr viel vertraut, auch wenn man das Werk nicht kennt. Schon die dreiteilige Ouvertüre, die vom Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Alden Gatt mit viel Verve präsentiert wird, trägt in den schnellen Läufen deutlich die Handschrift des Salzburger Genies. Interessant ist, dass der dritte Teil von einem Chor begleitet wird. Leider muss die Produktion im Bockenheimer Depot ohne Live-Chor auskommen. Der Grund dafür ist eigentlich nicht klar, da man den Chor, wenn er nicht in das Bühnenbild gepasst hätte, doch von der Seite hätte singen lassen können. So wird ein Vokalensemble eingespielt, das vom Orchester begleitet wird, was klanglich zu kleinen Abstrichen führt. In einigen Arien lassen sich bereits Ansätze erkennen, die Mozart später in Così fan tutte oder Le nozze di Figaro vervollkommnet hat, und auch die Läufe in den Koloraturen können es bereits mit Elettra in Idomeneo oder der Königin der Nacht in der Zauberflöte aufnehmen. So verwundert es vielleicht ein wenig, dass dieses Werk so selten auf den Spielplänen steht. Vielleicht liegt es an der nicht mehr zeitgemäßen Handlung, die auch von der Regie nicht überzeugend in die Gegenwart geholt werden kann.

Die Solistinnen und Solisten geben allesamt in dieser Oper ihr Rollen-Debüt und überzeugen auf ganzer Linie. Da ist zunächst Cecelia Hall, die mit samtweichem Mezzosopran in der Titelpartie begeistert und über große Flexibilität in den Läufen verfügt. Ihr dunkelblauer Anzug, den sie zu Beginn der Oper trägt, hat auf der Rückseite schwarze Fäden, so als ob Ascanio nur als Marionette für Venus fungiert. Der grelle pinke Anzug, in dem Hall als "Fremder" Silvia erscheint, beißt sich ein bisschen mit dem gelben Hintergrund und lässt Ascanio zumindest freier und kämpferischer, wenn auch nicht unbedingt maskuliner erscheinen. Erst wenn sie am Ende in einer Art Generalsuniform auftritt, hat sich Ascanio wohl wirklich vom Einfluss seiner Mutter befreit. Kateryna Kasper punktet als Göttin Venus mit sattem Sopran und strahlenden Koloraturen. Darstellerisch macht sie deutlich, dass sie hier alles bestimmt. So steckt sie am Ende dem Priester Aceste auch eine Belohnung für die arrangierte Hochzeit zu. Karolina Bengtsson verfügt als Silvia über einen mädchenhaften, frischen Sopran, der die ganze Klaviatur von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt beherrscht und dabei mit flexibler Stimmführung begeistert. Aufhorchen lässt Anna Nekhames in der kleinen Partie des Fauno, die mit exorbitanten Koloraturen und schnellen Läufen das Publikum begeistert. Andrew Kim rundet das Ensemble als Priester Aceste mit hellem, kräftigem Tenor überzeugend ab. Alden Gatt führt das Frankfurter Opern- und Museumsorchester nicht nur mit sicherer Hand durch die Partitur, sondern begleitet teilweise auch die Secco-Rezitative am Cembalo. So gibt es am Ende verdienten Applaus für alle Beteiligten.

FAZIT

Musikalisch hat Mozarts Frühwerk einiges zu bieten. Vielleicht kann man die Schönheiten des Werkes aber doch besser in einer konzertanten Aufführung würdigen.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
*Alden Gatt /
Lukas Rommelspacher

Inszenierung
Nina Brazier

Bühnenbild
Christoph Fischer

Kostüme
Henriette Hübschmann

Licht
Jonathan Pickers

Dramaturgie
Deborah Einspieler

 

Frankfurter Opern- und
Museumsorchester

Statisterie der Oper Frankfurt


Solistinnen und Solisten

Venus
Kateryna Kasper

Ascanio
Cecelia Hall

Silvia
Karolina Bengtsson

Aceste
Andrew Kim

Fauno
Anna Nekhames

Sekretärin
Aijan Ryskulova

Bodyguard
Stefan Biaesch

Freundinnen von Silvia
Valentina Ziegler
Isabel Casás Rama

Vokalensemble (Aufnahme)
Maria Zibert
Dina Levit
Julie Grutzka
Guénaelle Mörth
Chiara Bäuml
Clara Kreuzkamp
Kiduck Kwon
Itsvan Balota
Tianji Lin
Alexander Winn
Christos Pelekanos
Seongbeom Gu

 

 

 

 

 


Weitere Informationen
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(Homepage)







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