Theater Freiburg: Premiere von Strawinskys „The Rake’s Progress“

Theater Freiburg/THE RAKE’S PROGRESS / (Junbum Lee, Statisterie des Theater Freiburg / Foto: Laura Nickel

Die Premiere dieses Werkes wurde vom relativ zahlreich erschienenen Premierenpublikum mit lautstarkem, anhaltendem Applaus belohnt und den Künstlerinnen und Künstlern damit gedankt. Und dies mit vollem Recht! Handelt es sich bei diesem Werk Strawinskis nicht um leichte Unterhaltung, sondern vor allem musikalisch um eher schwere Kost. Die thematische Anlehnung an Goethes Faust-Motive ist übrigens nicht zu übersehen. (Besuchte Vorstellung: Premiere am 2. Dezember 2023) 

 

Eva-Maria Höckmayr (Regie) und Julia Rösler, (Kostüme und Bühne) werden mit dieser Inszenierung dem Werk Igor Strawinskys in allen Belangen gerecht. Bemerkenswert ist auch, dass zwei Protagonisten, nämlich Tom Rakewell (Junbum Lee) und Truelove, Anne’s Vater, (Jin Seok Lee) Brillen – Zauberbrillen tragen. Mit diesen Brillen sehen und erleben sie nur, was sie sehen und erleben wollen. Eine Anlehnung an Hoffmanns Erzählungen? Anne, hervorragend gesungen und gespielt von der australischen Sopranistin Cassandra Wright, überzeugt durch ihre Natürlichkeit, ihre hervorragende Diktion, gepaart mit sauberen nicht forcierten Höhen.

Die Doppelrolle Nick Shadow, die bösen, verführerischen Geister, wird gespielt und gesungen von Michael Borth und Jakob Kunath. Beide werden ihrer Rolle als advocati diaboli vollauf gerecht, ohne ihre Rollen zu überspielen. Sie kommen, dank der hervorragenden Personenführung Höckmayr’s sehr cool, unterspielt daher.

Theater Freiburg/THE RAKE’S PROGRESS // Anja Jung, Maeve Höglund, Opernchor // Foto: Laura Nickel

Speziell wie immer, Anja Jung als Mother Goose und Baba. Mit ihrer Schauspielkunst, verbunden mit perfekter Diktion und Intonation, begeistert sie immer wieder.

In weiteren Rollen: Will King als Solo-Voice und Roberto Gionfriddo als Sellem.

Das Philharmonisches Orchester Freiburg, geleitet von Ektoras Tartanis, interpretiert die Komposition Strawinskys mit viel Gefühl und perfekter Dynamik, nie zu laut, nie zu leise. Speziell zu erwähnen ist der Opernchor des Theater Freiburg. Die Chorpartien spielen eine wichtige, eine unterstützende Rolle in Rake’s Progress. Die Chorleute spielen das unbeteiligte Publikum und kommentieren mit Gesten und Mimik die Handlung. Auch hier ist es der Regie gelungen, die Rolle des Chores, inklusive der Statisterie klar aufzuzeigen und in Szene zu setzen.

Meiner Meinung nach ist diese Inszenierung wegweisend für eine moderne Interpretation der Komposition Strawinskys, – Uraufführung 11. September 1951 in Venedig-, sind doch die soziologischen und gesellschaftlichen Normen eigentlich auch heute noch gültig, sollten es wenigstens sein!

Ein toller Abend, eine hervorragende, spannende Inszenierung ohne Längen geht zu Ende. Eine Zuschauerbemerkung zum Schluss: „Spannender als ein Tatort

 

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