Oper Graz: Robert Schumanns „Faustszenen“ als mystisches Klanggemälde

Xl_krimmel_konstantin-faustszenen-graz-6-23-1 © Oliver Wolf

Als „beschämend“, ja sogar „skandalös“ bezeichnen so manche Musikwissenschafter die Tatsache, dass die „Szenen aus Goethes Faust“ von Robert Schumann heute beinahe in Vergessenheit geraten sind. Für Nikolaus Harnoncourt war das dreiteilige Werk, das auf Johann Wolfgang Goethes „Faust I und II“ basiert, sogar die „grandioseste und vielleicht einzig gültige Faustvertonung“.

Der Aufwand, Schumanns „Faust-Szenen“ aufzuführen, ist aber auch nicht zu unterschätzen: Eine große Zahl an Solistinnen und Solisten, Kinderchor, Doppelchor und ein üppig besetztes Orchester machen dieses Werk zu einem Solitär in seinem Schaffen.

Düster, strahlend, akzentreich, nur manchmal zu romantisch weichgezeichnet aber auch mit großer Vitalität erklang Schumanns größtes Chorwerk am Grazer Opernhaus bei den Grazer Philharmonikern unter dem scheidenden, energiegeladenen Chefdirigenten Roland Kluttig. Wunderbar klappte auch das Zusammenspiel mit den Chören: Intonationsrein und homogen hörte man den Chor und Extrachor des Hauses (Einstudierung: Bernhard Schneider) und den Kinderchor die „Singschul‘“ (Einstudierung: Andrea Fournier).

Auf hohem Niveau auch die Solisten: Der 30-jährige aus Ulm stammende, preisausgezeichnete (Opera-Award 2023 als bester Nachwuchskünstler) und bereits als „Rising Star“ der Oper gehandelte Konstantin Krimmel ist ein Idealfall für die Titelrolle. Sein lyrischer, wunderbar weicher Bariton verfügt über enorme Präsenz, mühelose Höhe und extreme Wortdeutlichkeit. Tetiana Miyus sang das Gretchen mit klarem, schönstimmigem Sopran. Wilfried Zelinka hätte den kernig gesungenen Mephistopheles etwas dämonischer gestalten können. Auch die übrigen Solisten insbesondere Mario Lerchenberger mit seinem schönen, höhensicheren Tenor als Ariel wie auch Sieglinde Feldhofer mit reinem, schönem Sopran aber auch Markus Butter, Anna Brull, Neven Crnić, Mareike Jankowski, Daeho Kim, Corina Koller, Matthias Koziorowski gefielen in mehrfachen Rollen.

Großer Jubel!

 

Dr.Helmut Christian Mayer

 

 

  

 

 

 

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