„Cavalleria rusticana“ :
Jetzt mit 250 nie gehörten Takten im Chor

Von Lotte Thaler
Lesezeit: 3 Min.
Aufführung von Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ in Baden-Baedn. Im hellen Kleid: Carolina López Moreno als Santuzza.
Auf Darmsaiten gespielt und mit frühzeitig gestrichener Originalmusik: Thomas Hengelbrock bringt in Baden-Baden die Oper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni nach neu gefundenen Quellen zur Aufführung.

Oper ist vor allem Theaterpraxis: Der Dirigent der Uraufführung von Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ fand 1890 in Rom den Einakter zu lang. Der Sängerin der Hauptrolle lag ihre Partie zu hoch. Der Chor fühlte sich überfordert. Also wurde Mascagnis Partitur in eine damals praktikable Bühnenfassung gebracht und mit allen Strichen und Transpositionen gedruckt. Dem Erfolg des Werks hat es bis heute nicht geschadet. Doch hinter den Kulissen tut sich das Reich der Wissenschaft auf: Ein Musikphilologe erforscht gerade die Quellenlage des Einakters, damit auch jene nicht aufgeführten Passagen von immerhin zweihundertfünfzig Takten zu ihrem Recht kommen. Und hinter dem Philologen sitzt wiederum ein Verlag, der sich mit seiner neuen Urtext-Ausgabe wirtschaftlichen Erfolg erhofft. Ob diese Rechnung im Falle der „Cavalleria rusticana“ aufgeht, wird die Zukunft erweisen. Einen ersten Probelauf jedenfalls gab es jetzt in konzertanter Form zur Eröffnung der Herbstfestspiele „La Grande Gare“ im Baden-Badener Festspielhaus.

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