Verdis „Macbeth“ in Freiburg :
Was Putin verführte

Lesezeit: 3 Min.
Die Chance zur Machtergreifung muss man nutzen: Juan Orozco als Macbeth im Bann der schönen Hexen.
Die Angst des Diktators vor der Jugend: Der ukrainische Regisseur Andriy Zholdak inszeniert in Freiburg „Macbeth“ von Giuseppe Verdi und spricht über den Bezug des Stückes zu Russlands Angriffskrieg.

Als der ukrainische Regisseur Andriy Zholdak Anfang Mai, schon mitten im russischen Angriffskrieg gegen sein Land, am Theater Freiburg begann, Giuseppe Verdis Oper „Macbeth“ über Aufstieg und Sturz des Terrorherrschers zu inszenieren, drängte sich für ihn der Bezug zu Präsident Putin geradezu auf. Zholdak, der in dem von Verdi in Musik gesetzten archetypischen Shake­s­peare-Drama Antriebskräfte der Machtgier ausleuchtet, wollte aus der kinderlosen Lady Macbeth eine wahnhafte Patriotin machen, die, während sie die Hauptfigur zu immer neuen Bluttaten anstachelt, sich dadurch zugleich in eine religiös-erotische Ekstase hineinsteigert. Den Hexen, die bei ihm als Tänzerinnentrio den Machtmenschen in Versuchung führen, habe er das Aussehen der jungen, der mittleren und der älteren Angela Merkel verleihen wollen – da die Kanzlerin Putin zu besänftigen suchte, ihn durch ihre Energiepolitik aber enthemmte –, sagt Zholdak im Gespräch mit der F.A.Z., das in einem Freiburger Café zwischen Englisch und Russisch hin und her springt. Doch die Probenzeit habe nicht gereicht, so der Regisseur, der schließlich nur durch eine Großaufnahme von der Bergung eines barocken Kruzifixes in Lemberg und eines von einem zerschossenen ukrainischen Wohnhaus zu Beginn und am Ende der Pause auf den Gewaltexzess in der realen Welt verwies.

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