Salzburger Osterfestspiele :
Da grinst die eiskalte Elsa

Von Florian Amort
Lesezeit: 4 Min.
Mordbefleckt? Jacquelyn Wagner (Elsa) und Eric Cutler (Lohengrin)
Mit „Lohengrin“ von Richard Wagner tritt Christian Thielemann auf dem Zenit seines Könnens als Künstlerischer Leiter der Osterfestspiele in Salzburg ab. Die Regie von Jossi Wieler erzählt die Geschichte ganz anders als gewohnt.

Ist es möglich, dass Richard Wagner uns einen riesigen Bären aufbindet und Elsa von Brabant eigentlich doch ihren jüngeren Bruder Gottfried ermordet hat, um selbst, entgegen den Geschlechterkonventionen, an die Macht zu kommen? Diesem Gedanken gehen Jossi Wieler, Anna Viebrock und Sergio Morabito in ihrer Neu­inszenierung des „Lohengrin“ bei den Salzburger Osterfestspielen nach – und werden dafür am Ende vom Publikum kräftig ausgebuht. Dabei ist ihr Umkrempelungs­versuch, der Elsa als Täterin betrachtet, keineswegs an den Haaren herbeigezogen. Immerhin liegt die fragliche Tat vor Beginn der Handlung. Genaueres weiß nur die „Augenzeugin“ Ortrud, die jedoch seit der Uraufführung 1850 der Lüge bezichtigt wird, auch von Wagner selbst: Im zweiten Aufzug ruft sie im finsteren fis-Moll ihrer entweihten Götter als Unterstützer ihrer Rache an, also in einer Tonart, die in der romantischen Musikästhetik als Chiffre für das Dämonische schlechthin steht.

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