Applaus für Premiere der Oper "Antikrist" in Berlin

30. Januar 2022 - 20:33 Uhr

Berlin (MH) – Mit "Antikrist" hat die Deutsche Oper Berlin ein Werk des vergessenen dänischen Exzentrikers Rued Langgaard auf die Bühne gebracht. Nach der Premiere der selten aufgeführten "Kirchenoper" gab es am Sonntagabend viel Beifall und Bravo-Rufe. In den Applaus mischten sich aber auch einige Buhs für die Regie von Ersan Mondtag, der für experimentelle Theaterinszenierungen und Performances bekannt ist.

"Antikrist"

"Antikrist"

In bildmächtigen Allegorien wird in dem Zweiakter eine Weltuntergangsvision beschrieben, die an die Offenbarung des Johannes aus dem Neuen Testament anlehnt. Luzifer schickt den Antikrist in eine dekadente Welt, die den Glauben an Gott verloren hat. Am Ende dieser "Szenen des Jüngsten Gerichts" – so einer der Untertitel der Oper – steht aber die Erlösung der Menschheit.

Auf der Bühne, die links und rechts von grellen, expressionistisch anmutenden Häuserfluchten begrenzt wurde, bewegten sich Sänger und Tänzer wie durch ein Gemälde. Die grotesk kostümierten Solisten, die ihre Nacktheit zur Schau trugen, schienen einem Bild von Hieronymus Bosch entsprungen zu sein.

Die Rolle von Luzifer übernahm der aus den USA stammende Bariton Thomas Lehman. Als "Rätselstimmung" trat die amerikanische Mezzosopranistin Irene Roberts auf, deren Echo war die südkoreanische Sopranistin Rachel Park. Der belgische Tenor Thomas Blondelle verkörperte in einer Doppelrolle den "Mund, der große Worte spricht" und "Die Lüge". Als "Gottes Stimme" war der Schauspieler Jonas Grundner-Culemann zu erleben. Am Pult des Opernorchesters stand Stephan Zilias, seit der Spielzeit 2020/21 Generalmusikdirektor der Staatsoper Hannover.

Langgaards Anfang der Zwanzigerjahre entstandene Oper kommt in Berlin in der revidierten Fassung von 1930 zur Aufführung. Das klangschwelgerische Werk des von der Spätromantik beeinflussten Komponisten wies zugleich in die Zukunft. Bei Vertretern der Nachkriegsavantgarde, vor allem bei György Ligeti, stieß seine Musik auf reges Interesse und fand ein neues Publikum.

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(ck/wa)

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