Rundum gelungen: Jaromír Weinbergers „Schwanda der Dudelsackpfeifer“ am Grazer Opernhaus

Xl_schwanda-graz-12-21-1 © Werner Kmetitsch

Jux oder Spaß bedeutet „Svanda“, der tschechische Name des Titelhelden wörtlich. Und wenn dieser mit einem eben erst kennengelernten Räuberhauptmann aufbricht, um eine verzauberte Königin mit einem Eisherz zu suchen, dann aus Versehen zum Teufel in die Hölle rutscht, um schließlich wieder zu seiner sitzengelassenen Frau zurückzukehren, ist dies wohl die Ausgelassenheit in Person. Denn genau davon handelt die Oper „Svanda dudak“ – „Schwanda der Dudelsackpfeifer“ von Jaromír Weinberger. Die Uraufführung fand 1927 in Prag statt. Das Werk wurde seinerzeit zu einem Welterfolg geriet aber dann bald in Vergessenheit. Erst in letzter Zeit steht sie wieder vereinzelt auf den Spielplänen der Opernhäuser. Deshalb kann es der Intendanz des Grazer Opernhauses nicht hoch genug angerechnet werden, so wie jede Saison in den letzten Jahren eine Rarität aufzuführen, diese tschechische Oper auf den Spielplan zu setzen.

Und es lohnt sich, denn musikalisch enthält die raffiniert instrumentierte Musik nicht nur böhmische Volksmelodien, sondern reiche, abschattierte Farben der Spätromantik – Anklänge an Smetana, Dvorak aber auch Reger, Strauss und Korngold sind hörbar, die Robert Jindra am Pult der Grazer Philharmoniker mit reizvoll folkloristischen Wirkungen und reichen Nuancen verwirklicht.

Schauspielerisch viel abverlangt wird nicht nur dem homogen und machtvoll singenden Chor des Grazer Opernhauses (Einstudierung: Bernhard Schneider) sondern auch allen tschechisch singenden Protagonisten, die die überreiche Aktion mit Bravour meistern: Petr Sokolov ist ein dunkelgefärbter, schönstimmiger Titelheld. Herausragend singt Polina Pastirchak seine Frau Dorotka. Matthias Koziorowski im Glitzersakko wie ein Showstar ausstaffiert und fallweise mit Mikrophon bewaffnet, hört man als Räuber Babinský immer wieder forcierend, mit hellem, höhensicherem Tenor. Kalt, wie ihre Rolle es verlangt, klingt Ester Pavlu als Königin. Sehr böse ist Daeho Kim als schwarzer Magier, köstlich witzig und stimmgewaltig erlebt man Wilfried Zelinka als Oberteufel mit dickem, ungustiösem Hängebauch.Wie ein Muskelpaket präsentiert sich Martin Fournier als Höllenhauptmann

Ausgelassen, skurril, überbordend an Ideen, überdreht bis zur Parodie ist die revueartige Inszenierung von Dirk Schmeding:  Auf einer scheibenartigen, drehbaren, glitzernden Showbühne (Bühne: Martina Segna) wird der Plot in teils ziemlich überdrehten Kostümen (Frank Lichtenberg) aus der böhmischen Märchenwelt und dem Landleben mit allerlei Federvieh, einem Pinguin-Ballett in der Eiswelt (Choreographie: Beate Vollack), einer wie ein Kasperltheater aussehenden Richtstätte und einer roten Höllensauna mit einem von oben herabhängenden, riesigen Brathendl und extrem dicken, nackten Teufeln gezeigt. So witzig das letzte das letzte Bild anfänglich wirkt, es hätte allerdings bald einer Straffung bedurft.

Großer Jubel und viel Gelächter im Publikum!

Dr. Helmut Christian Mayer

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