Händel in Kopenhagen :
Dieser Spaß ist endlich

Von Jan Brachmann, Kopenhagen
Lesezeit: 4 Min.
Die Enttäuschung (Sonia Prina, links) tröstet die Schönheit ( Mary Bevan) über deren Verfall in der Zeit hinweg.
In Kopenhagen erfährt man durch Georg Friedrich Händels Oratorium „Triumph der Zeit und der Enttäuschung“, was Liebe heißt: Endlichkeit akzeptieren und Unverwechselbarkeit suchen.

Man hört es sofort, hört es, weil Concerto Copenhagen hier mit Glanz und Entschiedenheit musiziert, hört es, weil mit Lars Ulrik Mortensen ein klarer Kopf im Graben des alten königlichen Opernhauses in Kopenhagen dirigiert, einer, der genau weiß, wo er hinwill und was zu sagen nötig ist; hört, dass diese Euphorie krank ist, einfach nur krank. Diese stechende Brillanz der Violinen und Oboen, das rastlose Rascheln des Continuos mit Celli und Cembalo: Man sieht das nervöse Zucken des Mundes in einem Gesicht, das nur lächeln will, immer nur lächeln; die roten Flecken auf der Haut, die sich selbst zu Markte trägt und Bewunderung genauso begehrt wie Berührung; die irre Überdrehtheit eines Plapperns, das immer nach vorn prescht, weil es Angst hat, von andern verdrängt zu werden. Dabei ist auf der Szene noch kein Vorgang, kein Bild zu sehen.

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