Reimanns Oper „Medea“ in Essen :
Der Traum ist aus, die Nacht noch nicht

Lesezeit: 4 Min.
Erpresstes Zutrauen: Medea (Claudia Barainsky, Mitte) mit ihren beiden Söhnen (Florian und Maximilian Reichwein).
Am Aalto-Theater in Essen wird in Aribert Reimanns Oper „Medea“ mustergültig gesungen. Man hört, was für ein großer Text hier gehoben wurde. Er stammt von Franz Grillparzer.

Von Nacht zu Nacht spannt sich die Zeit des Handelns, die das Unheil dem Menschen als Aufschub gewährt. „Die Zeit der Nacht, der Zauber ist vorbei / und was geschieht, ob Schlimmes oder Gutes, / Es muss geschehn am offnen Strahl des Lichts“, singt Medea am Anfang der Oper von Aribert Reimann, die ihren Namen trägt. Das Wispern der Tamtams und das Fagott in hoher Lage hatten ihr Singen vorbereitet – mit ganz leiser Musik, die man hört, wie man einen Hauch auf der Haut spürt. „Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht“, wird Medea am Ende singen. Und wieder wird der Klang ganz mild sein, gewirkt aus Luft und Duft, als sei die Nacht nicht das Schlimmste, was dem Menschen widerfahren könnte, der keine Träume mehr hat.

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